Eine Einführung in Berliner Demokultur

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Demonstrationskultur stark gewandelt. Besonders stark hat die Anti-Atomkraft-Bewegung seit den frühen 70er Jahren das Erscheinungsbild von politischen Demonstrationen geprägt. Das Logo Atomkraft? Nein danke, auch Anti-Atom(kraft)-Sonne, lachende bzw. rote Sonne genannt, ist inzwischen eines der bekanntesten Markenzeichen der Welt. Ebenfalls prägend für die weltweite Demonstrationskultur waren und sind die seit Juni 1970 stattfindenden Demonstrationen der Lesben, Schwule, Bisexuellen und Transgendern gegen Diskriminierung anlässlich des jährlich zelebrierten Christopher Street Day (CSD). Erst 1992, also gut zwei Jahrzehnte nach dem ersten CSD, strich die Weltgesundheitsorganisation die Homosexualität als Krankheit aus dem Katalog der klassifizierten Krankheiten.

Bunt bemalter Hippie-Bus als Paradewagen mit Musikbühne auf dem Dach, fotografiert bei der Hanfparade 1998 in Berlin
So fing es an: Ein bunt verzierter Paradewagen mit Live(!)-Musik vom Dach auf der Hanfparade 1998

Das alte Bild von politischen Demonstrationen war geprägt von Fahnen, Spruchbändern, brennenden Barrikaden, zerschlagenen Fensterscheiben und sich prügelnden Polizisten und Demonstranten. Dieses alte Klischee ist vielerorts zum Glück überwunden, das Bild der Demonstrationen erscheint heute oftmals in Form fröhlicher Umzüge mit originell geschmückten Musikwagen und tanzenden Menschen. Dieser Trend wurde in den 90er Jahren in Berlin dann vor allem durch die Loveparade, Fuckparade und die Hanfparade nachhaltig gefestigt. Im neuen Jahrtausend haben viele Initiativen in Berlin diesen Demostil übernommen, so u. a. Freiheit statt Angst, Bürgerinitiative Mediaspree versenken, Hedonistische Internationale oder auch der Transgeniale CSD. Dass man heute in Deutschland so demonstrieren kann, verdanken wir u. a. vor allem Martin Kliehm (DJ Trauma XP), zehn Jahre lang Anmelder der Fuckparade. Zur Fuckparade gab es einige gerichtliche Auseinandersetzungen mit der Versammlungsbehörde Berlin. Sie fanden in juristischen Kreisen einige Beachtung, weil durch sie der Versammlungsbegriff nicht so eng definiert wurde, wie es die Versammlungsbehörde gerne gehabt hätte. Somit müssen auch moderne und kreative Formen von Demonstrationen zugelassen werden – ein bedeutender Erfolg für die Demonstrationsfreiheit!

Die Hanfparade setzt diverse kreative Formen zur Meinungsäußerung und politischen Willensbildung ein. Bei der Auftaktkundgebung, den Zwischenkundgebungen und der Abschlusskundgebung werden in klassischer Manier Reden gehalten. Die Musikwagen werden mit auf origineller Weise dargestellten politischen Forderungen geschmückt. Von diversen Wagen, wie auch auf der Abschlusskundgebung, werden diese Forderungen auch in Form von Liedern übermittelt (das kann auch Rap sein!). Auf der Abschlusskundgebung wird es Zelte geben, wo die Demoteilnehmer differenzierte Informationen zur Meinungsbildung vorfinden. Im Forum für Hanfmedizin werden Patientenorganisationen und Ärzte über den Nutzen von Cannabis als Medizin und über die notwendigen Änderungen im Rechtswesen informieren, damit Patienten in Zukunft nicht mehr so häufig aufgrund rechtlicher und/oder bürokratischer Gegebenheiten leiden müssen. Ein Nutzhanfareal wird die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten von Hanf aufzeigen, wie auch die bürokratischen Hemmnisse in diesem Bereich, die es abzubauen gilt. Die Hanfparade ist eine Demonstration, auf der nicht irgendwelche populistischen Parolen das Leitmotiv darstellen, sondern differenzierte Informationen, die eine differenzierte Meinungsbildung ermöglichen – und damit der Spaß dabei nicht zu kurz kommt, werden Musiker und DJs auf den Wagen und auf der Abschlusskundgebung das Programm in vielfältiger Weise aufwerten.

Alle Berlinerinnen und Berliner wie auch alle Gäste in unserer Stadt sind aufgerufen, am 6. August 2011 an der Hanfparade teilzunehmen, um sich von den modernen und kreativen Formen der Demonstrationskultur zu überzeugen bzw. um ein Teil von ihr zu werden.

Hanfparade goes Spreeparade

Der wahre Protest findet auf der Straße statt! Deshalb geht die Hanfparade auf die Spreeparade: Mit unserem bunt geschmückten Legalisierungsmobil sind wir dabei, wenn es morgen, Samstag 16.7.2011 unter dem Motto „Bürgerentscheid umsetzen – steigende Mieten stoppen!“ auf die Straße geht.

Banner der Spreeparade, Text: Demoparade / Bürgerentscheid umsetzen! / Steigende Mieten stoppen! / Sa. 16.7.2011 / 16 Uhr Frankfurter Tor

Die Spreeparade demonstriert für eine bewohnerfreundliche Stadtplanung und ein Spreeufer für alle, wie es vor 3 Jahren durch Bürgerentscheid beschlossen wurde und bis heute von den Politikern im Senat nicht umgesetzt worden ist. Mehr dazu und aktuelle Informationen auf spreeparade.blogsport.de.

Mehr als ein Dutzend Paradewagen werden euch um 16 Uhr am Frankfurter Tor erwarten. Unserer ist der mit der hanfig-grünen Deko und den Kiffer-Songs von Rock bis Reggae! Später werden wir die Regler echten Profis übergeben und die Abschlusskundgebung am Stralauer Platz vor dem Spreepark bis mindestens 22 Uhr, oder wenn die Ordnungshüter mitspielen bis 0 Uhr mit feinsten DJ-Sets begleiten: Djane Dee Luna und DJ Der Loth aus Berlin sind auf unserem Music Truck und Legalisierungsmobil mit Psytrance dabei.

Berliner, kommt raus am Samstag, egal wie das Wetter wird! Für eine lebenswerte Stadt – und für gute Laune und gleichgesinnte Menschen!

Partykultur und Psychonautik – Ein Weltkulturerbe

Das Medienprojekt PSI-TV präsentiert eine Dokumentation des Referats von Hans Cousto auf dem zweiten Weltkongress der Hedonistischen Internationale:
Partykultur und Psychonautik – Ein Weltkulturerbe“. Aufgenommen am 11.6.2011 in Riebau.

Hans Custo (Foto)Die Riten der Partykultur und der Psychonautik sind ein immaterielles Kulturerbe. Die Lebensfähigkeit dieser Riten kann nur gewährleistet werden, wenn es für die Zelebrierung dieser Riten geschützte Räume gibt. Diese Gewährleistung ist heute nicht gegeben, da in den allermeisten Staaten dieser Welt der Umgang mit psychotrop wirkenden Substanzen strafrechtlich verfolgt wird und Orte, wo diese Riten zelebriert werden, nicht selten von der Polizei heimgesucht werden. Grundlage dieser Heimsuchungen ist in Deutschland das BtMG. Deshalb geht Cousto in seinem Vortrag sehr präzise auf das Thema Drogenpolitik und Recht ein und erklärt in anschaulicher Weise die Forderung der Hanfparade: „40 Jahre sind genug – BtMG ade!“

Partykultur und Psychonautik - ein Weltkulturerbe - Hans Cousto - 2te Hedonistische Kongress

Global Marijuana March: Weltweite Demonstrationen für ein Ende des Cannabisverbots

Hunderttausende von Menschen haben weltweit am vergangenen Samstag, dem 7.5.2011, für die Re-Legalisierung von Cannabis und für ein Ende des globalen „War on Drugs“ („Krieg gegen Drogen“) demonstriert. Die mit Abstand höchsten Teilnehmerzahlen erreichten die Demos auf dem amerikanischen Kontinent – was kein Wunder ist, denn dort wird die Bevölkerung von den Auswirkungen des Drogenkrieges und der Drogenverbote am härtesten getroffen. Während die größte Sorge eines Kiffers hierzulande meistens ist, den Führerschein zu verlieren, müssen Menschen in Mexiko, Argentinien oder Brasilien befürchten, ihr Leben zu verlieren – selbst wenn sie mit Drogen nichts zu tun haben, aber dennoch das Pech hatten, ins Kreuzfeuer zwischen Militär, Polizei und Drogenkartellen zu geraten. Auch im Norden Amerikas ist das Thema seit Jahren heiß diskutiert, während bei uns von den Regierenden so getan wird, als ob es diese humanitäre Katastrophe nicht gäbe. Aus der Eskalation der Gewalt in den großen Anbauländern ziehen sie die irrsinnige Schlussfolgerung, dass es noch mehr Einsatz wie bisher bräuchte, um das „Drogenproblem“ zu lösen. Dass nicht die Drogen, sondern die Drogengesetze das Problem sind, sehen sie nicht.

Foto vom Global Marijuana March 2011 in Buenos Aires, Argentinien, mit dem Leittranspi mit der Aufschrift "Despenalizacion ya! No a la tenencia simple"

Allein 15.000 Menschen sind in Buenos Aires zum Global Marijuana March (GMM) auf die Straßen gegangen (Foto), sogar 25.000 in Toronto, der Kanadischen Hochburg der Kifferkultur, und Tausende von Menschen verteilen sich auf die weiteren 200 bis 250 Städte, in denen Aktionen zum GMM stattfanden – oder noch stattfinden, wie in Frankfurt am Main, wo am heutigen Samstag eine Demo sein wird. Im internationalen Vergleich nimmt sich der „Hanftag“, der Berliner Beitrag zum GMM, mit etwa 200 Teilnehmern und Teilnehmerinnen eher bescheiden aus, aber die Zahlen sind global zu sehen. Der Hanftag in Berlin war ein schillerndes Mosaikstück einer weltweiten Bewegung von Millionen Menschen und ihren Angehörigen, welche die Schnauze voll haben vom Krieg gegen Drogen, der seit 50 traurigen Jahren tobt: Seit das UN-Einheits-Übereinkommen von 1961 über die Betäubungsmittel verabschiedet wurde.

Freuen können sich über dieses Jubiläum vor allem die Drogenbarone, wie in den Videos von „Drogenbarone International“ bzw. der Ungarischen Bürgerrechtsunion HCLU und drugreporter.net mit bitterer Ironie dargestellt wird, beispielsweise als mexikanischer Drogenkartellbesitzer oder russischer Heroinhändler. Angesichts der eskalierenden Gewalt in Mexiko, die es manchmal sogar in unsere Hauptnachrichten schafft, ist es nicht erstaunlich, dass vergangene Woche in Mexiko sogar rund 100.000 Menschen in einem mehrtägigen Schweigemarsch gegen die (von den USA unterstützte) militärische Aufrüstung im Krieg gegen Drogen demonstrierten, die vor allem Unschuldigen das Leben kostet und die Konflikte nur verschärft. Sie fordern eine andere Lösung, und die kann es nur mit einer Legalisierung der derzeit illegalisierten Drogen geben, allen voran Cannabis.

Aufnahmen vom Hanftag 2011 sind inzwischen online: Audio-Mitschnitte der Reden, und einzeln als Videos: Ziggy Jackson, Hans Cousto, Georg Wurth, Barbara Seid, Steffen Geyer (aus dem Channel von Waldme1sta), Film von Selassikai und viele weitere!

Fiesta Marihuana – GMM in Berlin und anderswo

Der Global Marijuana March ist ein weltweiter Aktionstag für ein Ende des Cannabisverbots und ein Ende des Drogenkrieges. In hunderten Städten finden in diesem Jahr am Samstag, 7. Mai (teilweise auch am 14. Mai) Demonstrationen, Konferenzen, Festivals und weitere Events zum Thema Hanf statt – gemeinsam unter der Überschrift „Worldwide“ oder „Global Marijuana March“ (GMM) bzw. „Million Marijuana March“ (MMM).

Im deutschsprachigen Raum sind u. a. folgende Veranstaltungen bestätigt: Hanftag in Berlin, GMM der Hanf-Initiative in Frankfurt am Main, und Hanfwandertag in Wien. Aber das sind noch längst nicht alle in Europa! Beim Hanftag in Berlin sind wir von der Hanfparade mit von der Partie und realisieren den offiziellen Hanftag-Paradewagen. Ihr seid auch gefragt, etwas zu organisieren oder an den angemeldeten Demonstrationen teilzunehmen!

Hanftag in Berlin
Antiprohibitionsdemo
Samstag, 7. Mai 2011, 15:00 Uhr
Brandenburger Tor, Berlin-Mitte

  Poster- und Flyermotiv zum Global Marijuana March am 14. Mai 2011 in Frankfurt am Main - Polizeihelme zu Blumentöpfen

Wer Blumen sät, wird Freunde ernten

Eine Sonnenblume im Dupont Circle-Viertel in Washington, DC, von Kyle Rush auf www.flickr.com/photos/kylerush/3595959623/

Guerrilla Gardening (oder Guerillagärtnerei) ist das Beleben von tristen städtischen Flächen durch die meist heimliche Aussaat von Pflanzen. Das können Blumen sein, die nicht nur hübsch aussehen und die Menschen erfreuen, sondern gleichzeitig z. B. das Überleben von Bienen sichern – oder auch Nutzpflanzen wie Gemüse und Kräuter, bei denen man freilich nur hoffen kann, dass nicht jemand anderes mit der Ernte schneller ist, sofern man sie ernten möchte.

Vor etwas mehr als vier Jahren kam eine urbane Guerilla-Gärtner-Gemeinschaft aus London auf die Idee, ein bestimmtes Datum als internationalen „Sonnenblumen-Guerillagärtnerei-Tag“ („Sunflower Guerrilla Gardening Day“) auszurufen. An diesem Datum, natürlich zur passenden Jahreszeit, schwärmten Menschen in der britischen Hauptstadt aus und pflanzten Sonnenblumen-Samen, um schmucklose Orte zu prachtvoll gelb-orange leuchtenden Oasen im Sommer werden zu lassen. Was anfangs eine nur von wenigen beachtete Untergrundbewegung war, ist bald zu einem subtilen Mittel des politischen Protests für viele geworden, die mit der tristen Gestaltung des städtischen Innenraums unzufrieden sind und bunte Zeichen setzen wollen.

Inwischen hat der „International Sunflower Guerrilla Gardening Day“ aus London viele Nachahmer in anderen Städten gefunden, und durch Blogs, Facebook und nicht zuletzt das Forum von Guerrillagardening.org ist er zu einer weltweiten Bewegung geworden. Das Datum des „Originals“ ist zwar der 1. Mai, doch andere Initiatoren haben den Start mittels Ankündigung als Facebook-Veranstaltung auf den 15. April vorverlegt und Sunflower Guerilla Days genannt. Das macht Sinn, denn die Zeit zum Aussäen ist gut, und sie erreichen in diesem Jahr bis jetzt sogar weit mehr bestätigte Teilnehmer als das Original: Zwischenstand ist 70.991 zu 1.750.

Also werden ab heute, dem 15. April, wieder zahllose Menschen weltweit durch ihre Städte gehen, durch Parks und über öffentliche Grün- oder Brachflächen, an freien Baugrundstücken vorbei, um viele Sonnenblumensamen in die Erde zu drücken, einfach fallen zu lassen oder „Samenbomben“ zu werfen, getrocknete Kugeln aus Erde, Ton und Samen. Und um später sich und alle anderen mit der bunten Pracht zu erfreuen. Wir fragen uns: Könnte man das nicht auch mit Hanfsamen tun? Es müssen ja nicht die edlen Sorten der Hanfsamenzüchter sein, Vogelfutter-Hanfsamen vom Tierhändler oder Speisehanfsamen aus dem Bioladen würden es auch tun (Achtung: Keine gerösteten oder geschälten, die keimen nicht!). Doch leider: Jeglicher Anbau von Hanf ist in Deutschland genehmigungspflichtig, selbst wenn die Sorten praktisch kein THC enthalten. Idiotische Gesetze… klar, wir wissen es… deshalb können wir auch nur zur Teilnahme an den Sunflower Guerilla Days aufrufen, und nicht zu den „Hempflower Guerilla Days“. Lasst euch nicht in den Samenbeutel gucken. *zwinker*

Betäubungsmittelgesetz – Fakten und Informationen

Die deutsche Drogenpolitik basiert, so die offizielle Darstellung, auf dem Gleichgewicht von vier Säulen. Ein Maßnahmenmix aus „Prävention“, „Suchthilfe“, „Überlebenshilfe“ und „Repression“ soll leisten, was in der Geschichte der Menschheit noch nie gelang – Eine „drogenfreie Gesellschaft“ soll entstehen.

Das Viersäulenmodell der Drogenpolitik als graphische Darstellung

Den vorgeblichen Gleichklang der drogenpolitischen Säulen gibt es in der Realität indes nicht. Geradezu sträflich einseitig konzentriert sich die Politik auf repressive Maßnahmen. Dabei ist eines der wichtigsten drogenpolitischen Werkzeuge unserer Zeit, die von Verboten und der Drohung mit Strafe geprägt ist, das deutsche Betäubungsmittelgesetz (BtMG).

Um zu zeigen, dass sich dieses BtMG auch 40 Jahre nach seiner Verkündung weder aus ethischer noch aus rationaler Sicht günstig auf das Wohlbefinden der Menschen auswirkt, hat das Team der Hanfparade umfangreiche Informationen über Entstehung, Ziele und Auswirkungen des Betäubungsmittelgesetzes auf dieser Website veröffentlicht. In vier gegliederten Themenbereichen werden Hintergrundinformationen zum deutschen Betäubungsmittelgesetz präsentiert: Geschichte des BtMG, Regeln des BtMG, Auswirkungen des BtMG und Gesellschaftsschäden durch das BtMG.

www.hanfparade.de/btmg

Cannabis legalisieren – und zwar sofort!

Die (Schnee-)Spatzen pfeifen es von allen Dächern, aber wir wollen hier trotzdem noch auf die Petition zur Entkriminalisierung von Cannabis-Konsumenten hinweisen, die Georg Wurth vom DHV gestartet hat. Die Petition ist eine offizielle E-Petition beim Deutschen Bundestag, und das bedeutet, dass die Mitzeichnung nicht nur per Unterschriftenliste, sondern auch online erfolgen kann. Die Anmeldung ist so einfach wie die Registrierung für ein Webforum oder Onlineshop, und mitzeichnen kann jede/r, unabhängig von Wohnsitz, Alter oder Staatsangehörigkeit. Mit bis heute über 8000 Mitzeichnern ist sie derzeit die Petition mit den meisten Mitzeichnungen in kürzester Zeit – und mit Abstand die meistdiskutierte.

Weitere Informationen: cannabispetition.de

Wir als Hanfparade unterstützen die Petition voll und ganz, und rufen alle zum Mitzeichnen auf sowie dazu, möglichst vielen Leuten davon zu erzählen und sie zum Mitzeichnen zu bewegen. Freunde, Familie, Kollegen, Hanfdealer, Reporter auf der Suche nach einer Story und alle, die den Aufruf weiter verbreiten können!

Dennoch geht uns die Petition des DHV eigentlich nicht weit genug. Eine Entkriminalisierung ist keine Legalisierung und damit keine Wiederherstellung des Normalzustands. Dass Hanf legal sein muss, steht außer Frage, und das sieht auch der DHV so. Doch Petitionen, die eine Legalisierung von Cannabis zum Ziel haben, wurden vom Petitionsausschuss seit Jahren nicht mehr zugelassen, mit der Begründung, dass es bereits mehrere Petitionen mit dem Thema gegeben habe. Nur eine Entkriminalisierung in dieser Form hat noch niemand gefordert. Es wäre ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung und bewirkt in jedem Fall, dass sachlich auf das Thema aufmerksam gemacht wird, damit es die Regierenden auch verstehen.

Manche tun das sogar. Wir erinnern uns: In England war der Neuropsychopharmakologist Professor David Nutt Vorsitzender des von der Regierung einberufenen Sachverständigenrats für Drogenmissbrauch (Advisory Council on the Misuse of Drugs, ACMD) und sorgte für viel Aufmerksamkeit mit seiner Neueinschätzung über die Gefährlichkeit von Drogen, nach der in einer Gefährlichkeitsskala Tabak und Alkohol über illegalen Drogen wie Cannabis, Ecstasy, LSD, Poppers und Zauberpilzen stehen und die Drogenpolitik grundlegend geändert werden sollte. Weil das aber so vollkommen dem widersprach, was die Politiker von ihm hören wollten, musste Nutt gehen – business as usual auch in Großbritannien. Der frühere Minister des Innenministeriums und Staatssekretär für Verteidigung, Bob Ainsworth, einer der höchstangesehenen Politiker der Labour-Partei, scheint jedoch als einziger von ihnen inzwischen über Nutts Ausführungen nachgedacht zu haben. In seinen früheren Arbeitsgebieten sah er vor allem die Auswirkungen des organisierten Verbrechens, das weltweit von der Drogenprohibition profitiert. In einem Interview mit der britischen Zeitung The Independent sagte er vor kurzem, dass der Krieg gegen Drogen „nichts weiter als ein Desaster“ war. „Prohibition hat es nicht geschafft, uns zu schützen. Den Drogenmarkt in den Händen von Kriminellen zu lassen, verursacht immense und unnötige Schäden an Personen, Gemeinschaften und ganzen Ländern, wobei es die Armen am härtesten trifft.“ Er fordert ein legales System unter der Kontrolle von Ärzten und Pharmazeuten. Einsicht kommt spät und manchmal vielleicht erst, wenn die Pension sicher ist.

Bildschirmfoto vom Ergebnis der Abstimmung auf Welt Online: „Würden Sie eine komplette Drogen-Legalisierung befürworten?“ - Ja: 66 %, Nein: 34 %, Abgegebene Stimmen: 1213, Stand: 29.12.2010

Und was sagt „Volkes Stimme“, die Mehrheit der einfachen Menschen? Der Kern der Frage ist: Was weiß der Mensch? Mit den richtigen Informationen versorgt, scheinen die meisten jedenfalls in erstaunlich hohem Maße nicht nur die Cannabisprohibition, sondern die Prohibition an sich zu hinterfragen. Diesen Schluss legt der Stand einer Umfrage nahe, die sich neben einem Artikel auf Welt Online (Axel Springer Verlag) vom 19.05.2010 befindet, der sich mit der Diskussion um die Re-Legalisierung befasst. Vor die einfache Frage gestellt: „Würden Sie eine komplette Drogen-Legalisierung befürworten?“ stimmten bei über 1200 abgegebenen Stimmen 66 % der Leser mit Ja und nur 34 % mit Nein – rund zwei Drittel sind für eine Legalisierung aller Drogen.

In diesem Sinne: Frohes neues Jahr!

Cannafest in Prag – Kein Fest in Kalifornien

Cannafest Prag Logo mit gezeichnetem Hanfblatt
Wir sind an diesem Wochenende wieder unterwegs: In Prag findet mit dem Cannafest die zweite (und größere) Hanfmesse in unserem Nachbarland Tschechien statt, und wir haben zusammen mit ISI-Europa aus Österreich einen Stand: Nr. 58 in der Mittelhalle links. Besucht uns wenn möglich, und seid gespannt auf Berichte, Fotos und Videos, die wir mitbringen – hier, auf der Hanfplantage und auf Al Rico Cannabis.

Und damit an die West Coast der USA. Fast die Hälfte der Kalifornier, die vor rund zwei Wochen über die Re-Legalisierung von Cannabis in ihrem Bundesstaat abgestimmt haben, waren dafür. Immerhin. Man muss es mal positiv sehen, denn auch dieses Ergebnis ist dazu in der Lage, die Politik endlich aufzurütteln und ein kleines Signal aus dem Mutterland der Cannabis-Prohibition in die Welt zu senden. Außerdem ändert es nichts an der gegenwärtigen Situation: Mit der Empfehlung eines Arztes, die leicht zu bekommen ist, kann jeder in kalifornischen Medical Marijuana Dispensaries wundervollstes Gras, feinstes Hasch und unwiderstehliche „Eatables“ (Essbares mit Cannabis) kaufen. Außerdem ist der Besitz einer Menge von bis zu 28,5 Gramm seit Oktober 2010 keine Ordnungswidrigkeit mehr, und führt maximal zu einem Bußgeld von 100 US-Dollar. Unter diesen vergleichsweise günstigen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass zu wenig Hanffreunde diese Chance nutzten und ihre Stimme abgaben. Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger bestätigte in einer Talkshow auch die Vermutung, dass Proposition 19 ohne die Gesetzesänderung vom Oktober erfolgreich gewesen sein könnte.

Aber es wird weiter gehen. Wie lassen nicht locker, und unsere Kollegen im sonnigen California auch nicht. Dort wird es wohl in zwei Jahren eine neue Volksabstimmung geben.

Die Hanfparade sagt Danke!

Die Hanfparade 2010 unter dem Motto: „Cannabis ist (Welt)Kultur!“ fand am 07.08.2010 in Berlin statt. Etwa 2000 Teilnehmer aus ganz Deutschland waren gekommen, um gemeinsam für die Legalisierung von Cannabis zu demonstrieren. Begleitet von acht Paradewagen zogen sie vom Alexanderplatz zur Abschlusskundgebung zwischen Reichstag und Bundeskanzleramt.

Wir, die Organisatoren der Hanfparade, freuen uns über die rege Beteiligung. Die gute Stimmung und Solidarität unter den Teilnehmern spiegelte sich unter anderem im gewachsenen Medieninteresse wider. Dabei erregte das Engagement von Patienten mit einer Genehmigung für den Besitz von natürlichem Cannabis besondere Aufmerksamkeit. Aber auch den politischen Rednern gelang es, den Fokus auf das Wissen um die Kulturpflanze Hanf und die Legalisierung ihrer Nutzung als Rohstoff, Medizin und Genussmittel zu lenken. Sie forderten unisono, das Thema Hanf auf die politische Tagesordnung zu setzen.

Von den Medien unbeachtet, jedoch für uns umso wichtiger, waren die zahlreichen Kleinspenden, mit denen uns die Teilnehmer der Demonstration einen Einstieg in die Organisation der Hanfparade 2011 ermöglichten. Für ihren Einsatz danken wir unseren Sponsoren: Black Leaf, Sensi Seeds, GrowIn Berlin, GrasGrün und den Privatspendern. Wir freuen uns über das uns entgegengebrachte Vertrauen und werden alles daran setzen, euch auch zur Hanfparade 2011 mit dem Motto „40 Jahre sind genug – BtMG adé!“ nicht zu enttäuschen. Dafür brauchen wir eure Beteiligung!