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Kategorie-Archive: Über Hanf an sich
Hanf als Rohstoff
Als Nutzhanf werden alle Sorten des Hanf (Gattung Cannabis) bezeichnet, die für die kommerzielle Nutzung abseits der Verwendung als Rauschmittel angebaut werden. Es handelt sich vor allem um Sorten der Hanfart Cannabis sativa und dessen Kulturform Cannabis sativa var. sativa, während der selten angebaute Indische Hanf (Cannabis indica) nur als Drogen- und Medizinpflanze eine Rolle spielt. Nutzhanf wird vor allem zur Gewinnung von Hanffasern angebaut, weitere Produkte sind Hanfschäben, Hanfsamen sowie das daraus gewonnene Hanföl und Hanfblüten und -blätter zur Herstellung von ätherischem Hanföl.[1]
Insgesamt stehen 41 von der EU zertifizierte, Sorten mit niedrigen Gehalten an Tetrahydrocannabinol (THC) für den Hanfanbau zur Verfügung.[2]Sie besitzen im Gegensatz zu anderen Sorten einen sehr hohen Faseranteil von 30–40 %. Im Gegensatz zu den als Rauschmittel und für die medizinische Verwendung genutzten Sorten haben die für die Faser- und Samennutzung angebauten Sorten nur einen sehr geringen Anteil von weniger als 0,2 % THC und sind entsprechend zur Erzeugung von Haschisch und Marihuana ungeeignet.[3] Das wichtigste Cannabinoid im Nutzhanf ist das nicht psychogene Cannabidiol (CBD) mit einem Anteil von 1 bis 5%.
Inhaltsverzeichnis
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Anbau
Sortenwahl und Zulassung
Die Sortenwahl ist auf die zugelassenen Sorten beschränkt. In der EU sind im Jahr 2009 41 Hanfsorten zugelassen. Neben der Anbaueignung ist ein THC-Gehalt von weniger als 0,2% für die Sortenzulassung zwingend vorgeschrieben. Nur zertifiziertes Saatgut darf verwendet werden. Der Anbau von Faserhanf muss der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung als zuständiger Behörde angezeigt werden.[4]
Standort und Fruchtfolge
Für ertragreichen Nutzhanfanbau eignen sich vor allem tiefgründige, humose und nährstoffreiche Böden mit geregelter Wasserführung. Staunässe, saure und verdichtete oder extrem leichte (sandige) Böden beeinträchtigen vor allem die Jugendentwicklung der Pflanzen. Steile Hanglagen und Höhenlagen von mehr als 400 m ü NN sind zu vermeiden. Der bereits bei 1-3 Grad keimende Hanf ist gegenüber kalten Temperaturen relativ unempfindlich und übersteht Frost bis -5 Grad. Für sein Wachstum benötigt er jedoch viel Wärme, in Deutschland kommen daher nur die früheren Sorten zur Abreife. Der Wasserbedarf ist mit 300-500 l/kg
Anbau und Ernte
Die Aussaat erfolgt zwischen Mitte April und Mitte Mai mit Getreidedrillmaschinen auf 4-6 cm Saattiefe. Die gegenüber Getreide verhaltene Düngung mit insgesamt 60-150 kg Stickstoff, 40-140 kg Phosphor(P2O5) und 75-200 kg Kalium [5] pro Hektar bei Faserhanf erfolgt vor der Saat sowie evtl. erneut drei bis vier Wochen später. Bei der vor allem in Frankreich praktizierten Doppelnutzung von Fasern und Samen ist die Düngung mit Stickstoffgaben bis zu 100 kg/ha eher geringer. Organische Dünger wie Gülle kann Nutzhanf gut verwerten. Weder Unkrautbekämpfung noch Pflanzenschutzmaßnahmen sind notwendig.[6]
Die Ernte von Faserhanf erfolgt mit Spezialmaschinen oder für die Hanfernte angepasste Erntetechnik zur Zeit der Vollblüte der männlichen Blüten und erstreckt sich je nach Sorte und Anbaubedingungen von Ende Juli bis Ende September. Je nach Art des vorgesehenen Aufschluss der Hanffaser unterscheidet sich die Nacherntebehandlung auf dem Feld. Für die Langfaserverarbeitung wird das Hanfstroh auf dem Feld parallel ausgelegt und getrocknet. Der Trocknung folgt eine Röstung und eine erneute Trocknung auf dem Feld. Zur Vorbehandlung auf den Faseraufschluss der Kurzfaser- und Gesamtfaserlinie wird das Hanfstroh auf dem Feld gekürzt und geröstet und danach in Rund- und Quaderballen gepresst. Werden auch die Samen genutzt, findet die Ernte mit der Vollreife der Samen Mitte September bis Mitte Oktober statt, verwendet werden leicht modifizierte Mähdrescher.[6]
Verwendung
Das Anwendungsspektrum des Nutzhanfs ist sehr breit und reicht von der Nutzung der Hanffasern als Rohstoff für die Textilindustrie über die Verwendung von Hanföl und Hanfsamen bei der Ernährung bis zur Nutzung als Drogen- und Medizinalpflanze. Heute finden Hanffasern zudem zunehmend Verwendung als Faseranteil in Naturfaserverstärkten Kunststoffen und anderen modernen Anwendungsbereichen.
Fasern und Schäben
Hanffasern stellen sowohl von der Menge als auch von der Fülle der Anwendungsmöglichkeiten den wichtigsten Rohstoff des Nutzhanfs dar. Von der Antike bis in die Gegenwart wurden und werden Hanffasern zur Herstellung einer Vielzahl von Produkten verwendet. Historisch bedeutsam waren sie vor allem für die Herstellung von Segeltuch, Tauen und Seilen bis weit in das 19. Jahrhundert. 1455 druckte Gutenberg die erste Bibel auf Hanfpapier. 1492 segelte Kolumbus mit Segeln und Tauwerk aus Hanf nach Amerika. 1776 wurde die amerikanische Unabhängigkeitserklärung auf Hanfpapier geschrieben. 1870 fertigte der Bayer Levis Strauss die erste Jeans aus Hanf in den USA.
Heute spielen sie vor allem für die Produktion von Hanfpapier (Spezialpapiere, vor allem Zigarettenpapier), Hanftextilien (Bekleidung, Technische Textilien), Naturdämmstoffen und als Verstärkungsfasern für naturfaserverstärkte Kunststoffe eine zentrale Rolle.
Die bei der Fasergewinnung als Nebenprodukt anfallenden Schäben werden vorwiegend als Tiereinstreu verwendet, vor allem in der Pferdehaltung und der Kleintierhaltung. Sie werden jedoch auch als Rohstoff für die Produktion von Leichtbauplatten, als Schüttdämmung oder andere Anwendungen als Baustoff sowie energetisch als Brennstoff genutzt.
Samen
Als Samen werden Achänen gebildet, Nussfrüchte die als „Hanfsamen“ oder „Hanfnüsse“ bezeichnet werden. Sie sind 3 bis 4 Millimeter groß, von brauner bis grüngrauer Farbe und weisen ein Tausendkorngewicht von 15 bis 20 Gramm auf. Sie enthalten 28 bis 35 % Fett, 30 bis 35 % Kohlenhydrate, 20 bis 24 % Proteine und neben Vitamin E, Kalzium, Magnesium, Kalium und Eisen besonders hohe Anteile an Vitamin B, speziell Vitamin B1 und Vitamin B2. Die Proteine bestehen hauptsächlich aus dem Globulin Edestin, welches sehr leicht verdaulich ist. Die Samen enthalten darüber hinaus alle acht für den menschlichen Körper essentiellen Aminosäuren, als Proteinquelle sind Hanfsamen damit für den Menschen hervorragend geeignet.
Hanfsamen werden ohne weitere Verarbeitung als Lebensmittel eingesetzt, dienen aber auch als Grundlage zur Extraktion des Hanföls und als hochwertiges Tierfutter vor allem für Vögel, aber auch für Fische und Säugetiere. Sie haben keine berauschende Wirkung, da sie die psychoaktiven Substanzen nur in der Blüte gebildet werden. Faserhanf bildet nur eine sehr geringe Menge davon, die dann durch Waschung komplett entfernt wird. Auch die Samen des berauschend wirkenden Hanfes enthalten keine psychoaktiven Substanzen. In den letzten Jahren fanden aus Hanfsamen gepresstes Hanföl sowie die Samen selbst als Nahrungsmittel wieder zunehmende Verbreitung. Aus den Samen kann unter anderem ein Hanfmehl[7] oder auch eine der Erdnussbutter ähnliche Hanfbutter produziert werden. Die Samen selbst werden sowohl geröstet als auch ungeröstet verkauft.
Hanföl
Hanföl wird aus den Hanfsamen gepresst, die sowohl ungeschält als auch geschält genutzt werden. Die dünne Schale enthält Chlorophyll, so dass das Öl aus ungeschälten Samen eine grüne Farbe aufweist. Außerdem sind Bitterstoffe und Ballaststoffe enthalten. Öl aus geschälten Hanfsamen enthält weniger Farb- und Bitterstoffe und ist geschmacklich entsprechend nussiger. Hanföl wird vor allem als Nahrungsmittel in Form von Salatöl genutzt und besitzt eine Reihe von hochwertigen Inhaltsstoffen wie essentielle Fettsäuren. Als Bratöl ist es aufgrund seiner Hitzeempfindlichkeit ungeeignet. Daneben findet es Verwendung als Öl in der Kosmetikindustrie, vor allem als Zusatz in der Naturkosmetik, und als Lampenöl. Zur Energiegewinnung wird das Öl dagegen nicht genutzt. Obwohl es beispielsweise als Grundlage für pflanzenölbasierte Kraftstoffe (Biodiesel, Pflanzenöl-Kraftstoff) verwendet werden könnte, besteht aktuell weder der Bedarf noch die technische Reife, das als hochwertig eingestufte Hanföl für energetische Zwecke zu nutzen[8].
Pressreste der Ölgewinnung (Presskuchen) sind als hochwertiges Futtermittel in der Viehzucht verwertbar.
Ätherisches Hanföl
Ätherisches Hanföl ist ein ätherisches Öl, das durch Destillation aus Blättern und Blüten des Hanfs (Cannabis sativa) gewonnen wird. Das Öl setzt sich zusammen aus einer Vielzahl verschiedener Inhaltsstoffe. Als Zusatzstoff wird ätherisches Hanföl vor allem bei der Produktion von entsprechend aromatisierten Eistees, Hustenbonbons, Hanfbier, Schokolade und anderen Produkten verwendet. Außerdem findet es Verwendung in Kosmetikartikeln und Parfums. Als Zusatz zu Massage- und Hautöl soll ätherisches Hanföl beruhigend und entzündungshemmend wirken und Verspannungen lösen sowie Krämpfe, Schwellungen und Phantomschmerzen lindern. Auch in der Aromatherapie wird das Öl verwendet und soll hier entspannend und ausgleichend wirken und die Atemwege reinigen.
Weitere Inhaltsstoffe
Die Verwendung von Hanf als Droge wird im Allgemeinen nicht als Nutzanwendung betrachtet, allerdings können die für die psychotrope Wirkung verantwortlichen Inhaltsstoffe, vor allem Cannabinoide, auch für medizinische Verwendungen von Bedeutung sein. Der zentrale Bestandteil für diese Form der Nutzung ist das Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC), jedoch spielen auch weitere Cannabinoide eine Rolle bei der medizinischen Wirkung. Im Gegensatz zu anderen Nutzhanfanwendungen werden für medizinische Anwendungen entsprechend THC-reiche Hanfsorten genutzt, deren Anbau und Nutzung international in vielen Ländern verboten ist. Auch Faserhanfsorten enthalten Cannabinoide, die für die medizinische Verwendung eingesetzt werden können, als Drogenpflanze sind sie jedoch nicht geeignet.
Obwohl der Besitz und die Nutzung von THC-reichen Produkten genehmigungspflichtig[9] ist, nutzen viele Personen psychotrope Hanfprodukte. Auch die medizinische Anwendung basiert in der Regel auf Selbstmedikation, die rechtlich genehmigungspflichtig ist. Die getrockneten und zerkleinerten harzhaltigen Pflanzenteile THC-reicher Hanfsorten können als Marihuana geraucht werden. Das Harz wird auch als Haschisch oder Haschischöl verarbeitet und in unterschiedlicher Form konsumiert.
Mit dem Dronabinol existiert ein aus der Hanf-Blüte gewonnenes trans-Isomer des THC, das als Arzneimittel vor allem in den USA verwendet wird. Es wird in Deutschland von den Unternehmen Bionorica Ethics und THC Pharm produziert, Dronabinol-haltige Fertigarzneimittel sind allerdings bisher in Deutschland nicht zugelassen, können jedoch in Form des Präparat Marinol® gemäß § 73 Abs. 3 AMG importiert werden. Meistens wird jedoch Dronabinol als Rezeptursubstanz für Dronabinol-Kapseln oder ölige Dronabinol-Tropfen verschrieben.[10] Ein synthetisches Analogon ist Benzopyranoperidin (Nabitan, Nabutam).
Geschichte
Historische Verwendung
Die Verwendung von Hanffasern lässt sich über mehrere Jahrtausende bis weit in die Menschheitsgeschichte zurückverfolgen. Die ältesten Funde stammen aus China um 2800 v. Chr., wo Seile aus Hanffasern erzeugt wurden. Verwendung fand die Pflanze aber wohl schon seit der Yangshao-Kultur im 4. Jahrtausend v. Chr. Seit etwa 900 v. Chr. fand der Hanf auch in Westasien und Indien Verbreitung. Das älteste Textilfragment aus Hanffasern stammt aus einem Grab der Zhou-Dynastie (1122–770 v. Chr.), nahe Ankara wurden Hanftextilien aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. gefunden.[11] Um 500 v. Chr. ist der Hanfanbau für den Raum zwischen China und dem Kaspischen Meer anzunehmen. In Europa wurde die Hanftextilherstellung ebenfalls durch Grabfunde nachgewiesen; hier stammt das älteste gewebte Fragment aus einem keltischen Grabhügel in der Nähe von Stuttgart aus einer Zeit etwa 500 v. Chr. und ein weiteres mit aufbereiteten Hanffasern aus einer Zeit um das Jahr 570 fand sich nahe Paris. Bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. fand Hanf, vor allem in Form von Tauen und ähnlichen Produkten, den Weg bis nach Italien.[12] Für das Spätmittelalter ist eine besondere Konzentration des Hanfanbaus im Baltikum und den angrenzenden Gebieten Russlands, Polen, Norddeutschland und den Niederlanden, der Bretagne und Burgund zu beobachten. Zu dieser Zeit war er neben dem Flachs die wichtigste Industriepflanze. Wie Flachs wurde er meist auf kleineren, gartenähnlichen Flächen angebaut. Hanf war jedoch leichter zu verarbeiten als Flachs. Wegen der großen Reißfestigkeit wurden daraus vor allem Segeltuche, Seile und Säcke gefertigt, zu Tuch wurde er hingegen aufgrund der Grobheit nur selten verarbeitet.[13]
Der älteste Nachweis von Papier aus Hanffasern stammt ebenfalls aus China von 140–87 v. Chr. und stellt damit den ältesten Papierfund Chinas dar. Hanfpapier wurde etwa ab dem Jahr 105 in China populär, gelangte aber erst im 13. Jahrhundert über den Vorderen Orient nach Europa. In Deutschland wurde es im 14. Jahrhundert erstmals nachgewiesen.
Die spanischen Konquistadoren hielten im 16. Jahrhundert die spanischstämmigen Siedler im heutigen Mexiko, im heutigen Texas und im heutigen Kalifornien dazu an, Nutzhanf anzubauen. Auch die englischen Kolonisten weiter nördlich folgten später diesem Beispiel. Im 17. Jahrhundert hatte der Hanfanbau in heutigen US-Staaten wie Virginia eine so überragende Bedeutung für die Erschließung des Kontinents, dass der Anbau ausdrücklich vorgeschrieben war. Es war mehr als 200 Jahre lang möglich, seine Steuern mit Hanf zu zahlen. In anderen heutigen US-Staaten waren ähnliche Vorschriften üblich.
Den Höhepunkt der Nutzung erfuhren Hanffasern im 17. Jahrhundert, wo sie vor allem zur Produktion von Seilen und Segeltuch für die Schifffahrt verwendet wurden; für ein normales Segelschiff wurden etwa 50 bis 100 Tonnen Hanffasern benötigt und die Materialien wurden durchschnittlich alle zwei Jahre ersetzt. Bis in das 18. Jahrhundert waren zudem Hanffasern neben Flachs, Nessel und Wolle die wichtigsten Rohstoffe für die europäische Textilindustrie, wobei Hanf aufgrund der gröberen Faserbündel vor allem zur Herstellung von Ober- und Arbeitskleidung diente. Die Hanfverarbeitung nahm vor der Einführung der Baumwolle und anderer exotischer Fasern wie Jute, Sisal und Ramie eine Schlüsselrolle in der Textilverarbeitung ein.[14]
In den Vereinigten Staaten kam es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem erneuten Boom des Hanfanbaus, als über die Zweite Mittelpassage Tausende afroamerikanischer Sklaven aus dem Oberen und Unteren Süden ins Landesinnere und in den Tiefen Süden zwangsdeportiert wurden. Hanfanbau war äußerst arbeitsintensiv und für die Pflanzer ohne den Einsatz von Sklaven nicht rentabel. Zentren des Hanfanbaus waren Kentucky, Missouri und Tennessee. Nach der Abschaffung der Sklaverei (1865) erlebte der Hanfanbau einen Niedergang. Vor allem die Entwicklung von Baumwoll-Spinnmaschinen im 19. Jahrhundert sowie die billigen Importe von Baumwolle und Jute vor allem aus Russland und Asien beendeten die Nutzung von Hanf und Flachs als Textilfaser. Zugleich ging auch der Bedarf in der Schifffahrt zurück, da viele Schiffe auf Dampfkraft umgestellt wurden und Segeltuch nicht mehr benötigt wurde. Auch in der Papierherstellung entwickelte sich eine günstigere Alternative durch die Herstellung von Papier aus Holz.[15]
Der Anbau ging im 19. Jahrhundert stark zurück und konnte nur durch die Handelsembargos für exotische Fasern während der Weltkriege in Deutschland kurzzeitig wieder an Bedeutung gewinnen. In den 1930ern kamen zwar Maschinen auf den Markt, die die Handarbeit bei der Verarbeitung (Strippen) überflüssig machten. Aber sie kamen z.B. in den USA nicht mehr zum Einsatz. Denn dort wurde die Pflanze Hemp unter den Namen Marihuana durch die anti-Hanf-Kampangne von Harry J. Anslinger ( Leiter des Federal Bureau of Narcotics ) und William Randolph Hearst ( Zeitungsmogul) in Verruf gebracht. Resultat war, das der Anbau in den USA über den vom Congress verabschiedeten Marihuana Tax Act of 1937 hoch besteuert, danach gänzlich verboten wurde. In der Kriegswirtschaft des Zweiten Weltkrieges wurden noch einmal Anreize gegeben, Hanf anzubauen. Es fehlte an Hanf, da der Weg nach Asien versperrt war. Dafür liess das Landwirtschaftsministedrium den Lehrfilm Hemp for Victory drehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde Hanf in den USA als Marihuana wieder verboten.[16] [17]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Nutzhanf auch in Europa nur noch auf Kleinstflächen angebaut. Zwischen 1982 und 1995 war auch der Hanfanbau der in den 1950er und 1960er Jahren gezüchteten Nutzhanfsorten mit beinahe vollständig fehlendem THC- Gehalt in Deutschland (durch das Betäubungsmittelgesetz) und vielen anderen Ländern verboten. Als Grund wurde die Unterbindung der illegalen Nutzung von Cannabis als Rauschmittel angeführt. In Frankreich wurden die Nutzhanfsorten für die Herstellung von Zigarettenpapier weiterhin verwendet und auch in mehreren osteuropäischen Ländern wurde Hanf weiterhin in kleinem Maßstab angebaut. Der wichtigste Produzent von Hanffasern in dieser Zeit war die Sowjetunion mit 140.000 Hektar Hanfanbaufläche, die sich bis 1990 allerdings bis auf 40.000 Hektar reduzierte. Ebenfalls bedeutend war der Anbau in Rumänien, Polen, Ungarn und im ehemaligen Jugoslawien.[15]
In den 1990er Jahren wurden die Verbote aufgrund des wieder wachsenden Interesses der Landwirtschaft und der Industrie an dem Rohstoff zurückgezogen und seit 1996 durfte auch in Deutschland unter Auflagen wieder Nutzhanf angebaut werden.[18] Heute ist der Anbau von THC- armen Nutzhanfsorten in allen Ländern Europas sowie in Ländern wie Kanada und Australien legalisiert, nur in den USA ist der Anbau weiterhin vollständig untersagt.[19]
Heutige Verwendung
Die weltweiten Anbauflächen für Nutzhanf betragen heute etwa 60.000 bis 100.000 Hektar und schwanken stark von Jahr zu Jahr. Für 2005 wurde die weltweite Anbaufläche auf etwa 115.000 Hektar geschätzt, von denen etwa 80.000 Hektar auf Asien (vor allem China und Nordkorea), 14.000 Hektar auf EU-Länder, 5.700 Hektar auf andere europäische Länder, 10.000 Hektar auf Nordamerika (ausschließlich Kanada), 4.300 Hektar auf Südamerika und 250 Hektar auf Australien entfallen.[20] Die führenden Anbauländer sind China, Russland, Kanada und Frankreich, während in anderen Ländern der Anbau eher gering ist.
In Europa wurde bis Anfang der 1990er Jahre fast ausschließlich in Frankreich Hanf angebaut (etwa 6.000 Hektar) und zur Produktion von Zigarettenpapier genutzt, geringe Exportmengen kamen aus Spanien nach Frankreich. Vor allem auf der Suche nach Alternativen zum stagnierenden und teilweise rückläufigen Lebensmittelanbau und vor dem Hintergrund zunehmenden landwirtschaftlichen Brachflächen wurde Hanf wie andere nachwachsende Rohstoffe nach dem Wegfall des Anbauverbotes europaweit gefördert, zugleich gewann Hanf als Nutzpflanze zunehmend auch wissenschaftlich und wirtschaftlich Rückhalt, unter anderem durch verschiedene Bucherscheinungen zum Nutzen der Hanfpflanze. Im Dezember 1985 erschien das Buch „The Emperor wears no clothes“ von Jack Herer, das 1993 unter dem Titel „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ auch in deutscher Sprache erschien.[21] Die Veröffentlichung machte die Vielseitigkeit der Nutzpflanze Hanf publik und wurde zum Standardwerk für Hanfaktivisten und Nutzhanfbauern.
In den Jahren nach 1985 kam es zu einem regelrechten Hanf-Boom, der nicht nur dem Rauschhanf, sondern auch den Anwendungen der Nutzpflanze immensen Vortrieb einbrachte. Im Zuge dieser Hanfwelle entstanden in aller Welt Strukturen, die sich für eine Normalisierung der gesetzlichen Lage oder schlicht eine vollständige Legalisierung einsetzten. In Deutschland entstand z. B. 1992 der H.A.N.F., der zu diesem Zweck unter anderem das Hanf-Museum Berlin betreibt, sowie im Jahr 2000 die European Industrial Hemp Association (EIHA) zur Förderung des Hanfs als industrielle Nutzpflanze. Der Nutzhanf, der heute von Bauern angebaut wird, wurde züchterisch bearbeitet, so dass er einen sehr geringen THC-Gehalt hat. Der Anbau wird in vielen Staaten streng kontrolliert. Das größte europäische Anbaugebiet ist das französische Département Aube in der Champagne.
Bis 1998 vervierfachte sich der Anbau von Nutzhanf in Europa (ohne Spanien) auf fast 40.000 Hektar. In Spanien wurden von 1997 bis 1999 hohe Anbauzahlen bis zu 20.000 Hektar durch Prämienzahlungen erreicht, der größte Teil der subventionierten Ernte wurde allerdings nicht verarbeitet.[22][15] Im Jahr 2006 wurden in den Ländern der Europäischen Union auf etwa 14.000 Hektar Nutzhanf angebaut, davon allein 8.000 in Frankreich und jeweils über 1.000 in Deutschland, Großbritannien, und der Tschechischen Republik.[22] Prognosen gehen davon aus, dass sich der Hanfanbau durch die zunehmende Nachfrage nach hanffaserverstärkten Werkstoffen und Dämmmaterial sowie durch die Preissteigerungen bei exotischen Fasern auf etwa 20.000 Hektar europaweit erhöhen wird.[22]
Hanflangfasern finden heute fast ausschließlich Verwendung bei der Produktion von Textilien. Sie sind sehr reißfest und eignen sich besonders gut für die Bekleidungsindustrie. Eine klassische Anwendung für das Werg als loses Langfasermaterial ist die Abdichtung beim Verschrauben von Rohrgewinden.
Aufgrund ihrer geringen Verrottungstendenz, gesundheitlichen Unbedenklichkeit und Schädlingsresistenz sind Hanffasern als Dämmstoff, z. B. für den Hausbau, gut geeignet und beliebt. Heute finden Kurzfasern außerdem Verwendung in Zellstoffen, Vliesen, wie etwa Aufzuchtvliesen für Kressesamen, Spezialpapieren sowie naturfaserverstärkten Kunststoffen. Ein Schwerpunkt ist die Verwendung von Hanffasern im Automobilbau, wo sie als Verstärkung für Kunststoffe der Türinnen- und Kofferraumverkleidung genutzt werden. Vor allem die weitere Ausdehnung des Dämmstoffmarktes und die Nutzung von naturfaserverstärkten Kunststoffen auch außerhalb der Automobilindustrie bestimmt aktuell das Wachstum des europäischen Hanfmarktes.[23] So finden sie beispielsweise bei der Produktion von Koffern, Laptopgehäusen und Schleifscheiben Verwendung. Dabei werden diese Kunststoffe heute nicht mehr allein für ihre mechanischen Eigenschaften genutzt, sondern werden auch als Designelemente eingesetzt, wie beispielsweise bei dem im Juli 2008 vorgestellten Eco Elise von Lotus Cars.[24]
Dämmstoffblock aus Hanffasern |
Sack aus Hanfgewebe, Japan |
B-Säule aus hanffaserverstärktem Kunststoff (Matrix Polypropylen PP) |
Handschuhfach aus hanffaserverstärktem Kunststoff (Matrix Polypropylen PP) |
Rechtslage in Europa
Das weltweit wachsende Engagement und der damit wachsende politische Druck führten dazu, dass man sich auch auf europäischer Ebene mit Hanfanbau beschäftigte. 1989 verfügte die europäische Kommission in der Verordnung Nr. 1164/89, dass der Anbau von Hanfsorten mit einem Wirkstoffgehalt von unter 0,3 Prozent als Faserhanf legalisiert werden muss. Mit Wirkung zum 16. April 1996 wurde entsprechend auch in Deutschland das seit 1982 im Betäubungsmittelgesetz bestehende pauschale Hanfanbauverbot für den Nutzhanf aufgehoben. Der Anbau ist jedoch nach wie vor genehmigungspflichtig und wird in der Regel nur hauptgewerblichen Landwirten unter strengen Auflagen gewährt. Diese Kontrolle soll vermeiden, dass THC-reiche Sorten zur illegalen Drogengewinnung angebaut werden, da eine Unterscheidung der verschiedenen Sorten optisch kaum möglich ist. Der Anbau von THC-reichen Sorten ist auch zur Gewinnung medizinischer Präparate weiterhin verboten.
Einzelnachweise
Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Nachweise angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:
- ↑ Carus et al. 2008
- ↑ http://www.ble.de/cln_099/nn_416602/DE/01__Marktangelegenheiten/03__Beihilfen/03__Hanf/Sortenliste.html
- ↑ Frank Waskow; Katalyse-Institut für Angewandte Umweltforschung (Hrsg.): Hanf & Co.: die Renaissance der heimischen Faserpflanzen. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 1995, ISBN 3-89533-138-4, S. 45.
- ↑ Informationen zu Zulassungs- und Anzeigeverfahren sowie Beihilfen für den Anbau von Nutzhanf (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung)
- ↑ K2O
- ↑ a b K.U.Heyland, H. Hanus, E.R. Keller: Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen In: Handbuch des Pflanzenbaues, Bd. 4, S. 301-307, ISBN 3800132036
- ↑ Ralf Buck: Kochen und Backen mit Hanf, Göttingen, 1999, ISBN 3895332720
- ↑ Michael Carus, Thomas Breuer, Florian Gerlach, 2007: Prüfung von Hanföl hinsichtlich seiner Eignung als Kraftstoff für pflanzenöltaugliche Motoren. Studie der nova-Institut GmbH (pdf)
- ↑ § 3 Erlaubnis zum Verkehr mit Betäubungsmitteln
- ↑ Neues Rezeptur-Formularium – Rezepturhinweise für Dronabinol (PDF)
- ↑ zur Frühzeit siehe Jürgen Schultze-Motel: Hanf, In: Lexikon früher Kulturen Bd. 1 (1984), S. 344
- ↑ zur Antike siehe Christian Hünemörder: Hanf, In: Der Neue Pauly Bd. 5 (1998), Sp. 151f.
- ↑ zum Mittelalter siehe Christian Reinicke: Hanf, In: Lexikon des Mittelalters Bd. 4 (1999), Sp. 1918f.
- ↑ W. Hingst, H. Mackwitz: Reiz-Wäsche. Unsere Kleidung: Mode, Gifte, Öko-Look. Campus-Verlag, Frankfurt 1996
- ↑ a b c nach Heyland et al. 2006
- ↑ http://www.planet-wissen.de/natur_technik/pflanzen/hanf/index.jsp
- ↑ King Hemp; Slavery in the Hemp Industry
- ↑ http://bundesrecht.juris.de/btmg_1981/__24a.html
- ↑ Geschichte nach Bócsa et al 2000, Seiten 11-20, und Carus et al. 2008, Seiten 17-21.
- ↑ nach Carus et al. 2008: Weltweite Anbauflächen für Hanf im Jahr 2005 (Schätzung). Seite 34.
- ↑ Jack Herer: The Emperor Wears no Clothes. The Authoritative Historical Record of Cannabis and the Conspiracy Against Marijuana. Ah Ha Publishing, Van Nuys 1985; 1 Auflage in Deutschland 1993 als Hemp & The Marijuana Conspiracy: The Emperor Wears no Clothes und deutsche, erweiterte Übersetzung Hanf – Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf, Cannabis, Marihuana. Heyne 1996 (Übersetzung: Herer und Mathias Bröckers. Bröckers trägt seit 1993 als geschäftsführender Gesellschafter des ersten Spezialgroßhandels Europas für Hanfprodukte (HanfHaus GmbH) dazu bei, Produkte aus Hanf wieder verfügbar zu machen.)
- ↑ a b c nach Carus et al. 2008: Hanfanbau in der EU. Seiten 25–28.
- ↑ nach Carus et al. 2008: Hanf – Eine historische Betrachtung Seiten 17–21.
- ↑ Lotus Eco Elise: Leichtgewicht mit Naturmaterialien in Auto-News.de
Literatur
- Michael Carus et al.: Studie zur Markt- und Konkurrenzsituation bei Naturfasern und Naturfaser-Werkstoffen (Deutschland und EU), Gülzower Fachgespräche, Band 26, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. 2008.
- nova-Institut (Hrsg.): Das kleine Hanf-Lexikon. Verlag Die Werkstatt, 2. Auflage, Göttingen 2003, ISBN 3-89533-271-2.
- nova-institut (Hrsg.): Hanfsamen und Hanföl als Lebens- und Heilmittel, Göttingen 1998, ISBN 3-89533-242-9.
Weblinks
- Warum Hanf? Über die ökologischen und ökonomischen Möglichkeiten des Rohstoffs Hanf. Deutscher Hanf Verband, abgerufen am 15. Februar 2009.
- Die erste Hanf-Ernte 1996 in Deutschland – Hintergründe und Fotos
- Informationen zu Zulassungs- und Anzeigeverfahren sowie Beihilfen für den Anbau von Nutzhanf (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung)
Von Wikipedia – Nutzhanf, 9. Januar 2010 um 16:31 Uhr
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Hanf als Medizin
Modell der Abgabestellen für medizinisches Marihuana in den USA
Marihuana, der Blütenstand der Cannabispflanze, ist zu medizinischen Zwecken legal in Kalifornien erhältlich. Das hier in dem folgenden Video vorgestellte Haborside Gesundheitszentrum ist ein herausragendes Beispiel wie medizinisches Cannabis an Patienten abgegeben werden kann. Dieser Film zeigt das sehr interessante Gesundheitszentrum und erklärt Details des Systems.
Tipp: Wenn die deutschen Untertitel nicht automatisch erscheinen, können sie über das Player-Menü aktiviert werden (rechts unten neben dem Vollbild-Button).
Cannabis als Arzneimittel
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Verwendung von Cannabis als Arzneimittel hat eine Jahrtausende alte Tradition.[1][2][3]. Heute weiß man, dass die pharmakologischen Wirkungen von Cannabis − wie etwa des getrockneten Cannabiskrautes (hauptsächlich der Triebspitzen und Blütenstände der weiblichen Pflanze, „Marihuana“), des Cannabisharzes („Haschisch“) und des Cannabisöls − auf Stoffe aus der Gruppe der Cannabinoide, allem voran auf das Δ9Tetrahydrocannabinol (THC), zurückzuführen sind. Die Diskussion, welchen medizinischen Wert Cannabis hat, hält weiter an. Dennoch gibt es einige gutdokumentierte Anwendungsgebiete: Schmerzen, Krankheiten des Stütz- und Bewegungsapparates, Spastiken bei Multipler Sklerose, Arthritis, Depression, Übelkeit, Erbrechen und Anorexie.
Während Cannabiskonsum in den meisten Staaten illegalisiert wird, sind in einigen von ihnen Cannabinoid-basierte Medikamente verfügbar oder natürliches Cannabis nutzbar. Zu diesen Staaten gehören: Kanada, Österreich, Deutschland, die Niederlande, Spanien, Israel, Italien, Finnland, Portugal und einige Bundesstaaten der USA.
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Geschichtliches
Älteste Hinweise auf die medizinische Verwendung datieren in das Jahr 2737 vor Christus, in dem der chinesische Kaiser Shen Nung das Harz des Cannabis als Heilmittel bei Beriberi, Verstopfung, Frauenkrankheiten, Gicht, Malaria, Rheumatismus und Geistesabwesenheit empfahl,[4] überliefert durch das älteste bekannte Heilpflanzenkompendium Shennong ben cao jing.
In die europäische Schulmedizin fand Cannabis Einzug über den 1839 veröffentlichten Bericht des irischen Arztes William Brooke O’Shaughnessy (1809-1890), der im Rahmen seiner ärztlichen Tätigkeit während seiner Stationierung im indischen Kalkutta eine schmerzstillende, krampflösende und muskelentspannende Wirkung nach Anwendung von Cannabis indica (indischer Hanf) feststellte. Auf Basis seiner Beobachtungen und Studien empfahl O’Shaughnessy die Anwendung von Cannabis bei Rheuma, Cholera und Tetanus.[5] Ein populäres Cannabis-Fertigarzneimittel des 19. Jahrhunderts war das Schlafmittel Bromidia® in den USA, ein Elixir aus Cannabis- und Bilsenkrautextrakten in Kombination mit Kaliumbromid („Bromkalium“) und Chloralhydrat.[6][7] Ansonsten waren besonders auch ethanolische Extrakte aus Cannabiskraut (Extractum Cannabis, Tinctura Cannabis) gängig, die jedoch vor vielen Jahren aus den Arzneibüchern gestrichen wurden.[8]
In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts verschwanden Cannabispräparate vom Markt: zum einen wurden moderne und besser wirksame Arzneimittel entwickelt, die vor allem nicht den großen Nachteil einer fehlenden Standardisierung der Cannabispräparate zeigten. Zum anderen verhinderten rechtliche Einschränkungen, die aufgrund des zunehmenden Missbrauchs von Cannabis als Rauschmittel notwendig wurden, die medizinische Verwendung (vgl. auch Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel).
Die moderne Cannabis-Forschung begann mit der Isolierung des wichtigsten psychotropen Wirkstoffes Δ9–THC im Jahre 1964. Zwanzig Jahre zuvor war in den USA der so genannte La-Guardia-Report erschienen, der Bericht eines vom New Yorker Bürgermeister eingesetzten Expertenkomitees, das viele dem Marihuana-Konsum zugeschriebene negative soziologische, psychologische und medizinische Auswirkungen nicht bestätigt fand.[9] Daraufhin hatte der Leiter der damaligen US-amerikanischen Drogenbekämpfungsbehörde Federal Bureau of Narcotics (FBN), Harry J. Anslinger, angedroht jegliche weitere Forschungsarbeiten zu Cannabis hart zu bestrafen.[10]
Ein weiterer Meilenstein in der Cannabis-Forschung war die Entdeckung des Endocannabinoid-Systems mit seinen Rezeptoren und endogenen Liganden ab Ende der 1980iger Jahre, das die Basis für das Verständnis der Wirkungsweise der Cannabinoide bildet.
Arzneilich verwendete Stoffe und Zubereitungen
Dronabinol
- Siehe Hauptartikel: Dronabinol
Dronabinol ist eine zu Δ9Tetrahydrocannabinol (THC) absolut strukturidentische Substanz, so dass beide Bezeichnungen teilweise synonym verwendet werden. Streng genommen bezeichnet Dronabinol aber nur den synthetisch hergestellten Stoff, der in Deutschland verkehrs- und verschreibungsfähig im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes ist. Fertigarzneimittel sind in Deutschland keine zugelassen, für die individuelle Therapie kann Dronabinol jedoch als Rezepturarzneimittel verordnet werden oder als Einzelimport gemäß § 73 AMG aus den USA in Form des Präparats Marinol® bezogen werden. Marinol ist in den USA zugelassen zur Behandlung der mit einem Gewichtsverlust einhergehenden Appetitlosigkeit (Anorexie) bei AIDS-Patienten sowie zur Behandlung von durch Zytostatika verursachte Übelkeit und Erbrechen in der Krebstherapie.
Nabilon
- Siehe Hauptartikel: Nabilon
Das ebenfalls synthetisch hergestellte Nabilon ist wie Dronabinol in Deutschland als Betäubungsmittel verkehrs- und verschreibungsfähig, aber seit 1991 nicht mehr als Fertigarzneimittel im Markt. Präparate gibt es beispielsweise noch in Kanada unter dem Namen Cesamet® oder in Großbritannien unter dem generischen Namen.[11] Sie sind angezeigt zur Behandlung von Appetitlosigkeit und Abmagerung (Kachexie) bei AIDS-Patienten sowie zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Chemo- und Strahlentherapie im Rahmen einer Krebstherapie.
Phytopharmaka
Im Gegensatz zu Dronabinol sind pflanzliche Cannabisprodukte bzw. -zubereitungen (Phytopharmaka) in Deutschland gemäß dem Betäubungsmittelgesetz grundsätzlich nicht verkehrsfähig und können daher auch nicht ärztlich verschrieben werden. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist aber befugt, zu wissenschaftlichen oder anderen im öffentlichen Interesse liegenden Zwecken ausnahmsweise eine Erlaubnis zu erteilen. 2005 hat das Bundessozialgericht in einem Urteil festgelegt, dass die Sicherstellung der notwendigen medizinischen Versorgung der Bevölkerung einen im öffentlichen Interesse liegenden Zweck im Sinne des § 3 Abs. 2 BtMG darstellt.[12] Betroffene Patienten können seitdem den Erwerb von Cannabis zur Anwendung im Rahmen einer medizinisch betreuten und begleiteten Selbsttherapie beantragen,[13] der in begründeten Ausnahmefällen genehmigt werden kann. 2007 wurde solch eine Ausnahmegenehmigung erstmals für eine an Multiple Sklerose erkrankte Patientin erteilt.
Pflanzliche Cannabiszubereitungen enthalten neben den Hauptwirkstoffen eine Reihe weiterer pharmakologisch wirksamer Cannabinoide, so dass sie sich in ihrem Wirkprofil von denen isolierter Einzelsubstanzen unterscheiden können.
Als Nebenwirkungen der Cannabis-Therapie können Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, erhöhter Puls („Herzrasen“, Tachykardie), Blutdruckabfall, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, gerötete Augen, psychiatrische Störungen und eine Reihe weiterer unerwünschter Wirkungen auftreten, die auch von der Art der Verabreichung, der Dosis und Therapiedauer sowie einer Vielzahl weiterer Faktoren abhängen;[14][15] siehe dazu auch gesundheitliche Risiken des Cannabis-Konsums.
Medizinal-Cannabisblüten
Cannabisblüten (lat. „Cannabis flos“ ) sind in den Niederlanden als verschreibungspflichtiges Arzneimittel für die Human- und Tiermedizin erhältlich. Es sind drei Varietäten mit verschiedenen THC-Nenngehalten verfügbar (Bedrocan, Bedrobinol und Bediol).[16] Der Hanf wird von der Firma Bedrocan B.V. in den Niederlanden unter staatlicher Aufsicht angebaut, der Handel untersteht dem Bureau voor Medicinale Cannabis (BMC). In Deutschland konnten Patienten Medizinal-Cannabisblüten („Marihuana“) per behördlicher Ausnahmegenehmigung zum ersten Mal im Februar 2009 legal aus der Apotheke beziehen.[17]
Cannabisextrakt
Auf Drogenextrakten basierende Arzneimittel können durch mengenmäßige Variation der Extrakte auf feste Wirkstoffgehalte standardisiert werden. Das Fertigarzneimittel Sativex® etwa enthält zwei Extrakte, die aus Blättern und Blüten von Cannabis sativa durch Auszug mit flüssigem Kohlendioxid hergestellt werden[15] und ist auf feste Gehalte an THC und Cannabidiol eingestellt. Es ist als Sublingualspray formuliert, da THC über die Mundschleimhaut besonders gut resorbiert wird, und in Kanada zugelassen zur begleitenden Behandlung von neuropathischen Schmerzen bei Multipler Sklerose und zur Schmerzbehandlung von Krebspatienten, bei denen eine Therapie mit Opioiden nicht anschlägt. Einen ersten Zulassungsantrag in Großbritannien, Dänemark, Spanien und den Niederlanden hatte der Antragsteller GW Pharmaceuticals Anfang 2007 zurückgezogen, nachdem die Zulassungsbehörden der Länder die therapeutische Wirksamkeit von Sativex als nicht hinreichend bewiesen beurteilten.[15] Im Mai 2009 stellte die Firma erneut einen Zulassungsantrag in Großbritannien und Spanien.[18]
Weitere auf Cannabisextrakt basierende Mittel, die auf einen festen Gehalt an THC und ggf. auch anderer Cannabinoide standardisiert sind, sind in der Entwicklung (Kapseln für die perorale Verabreichung, Sublingualtabletten).[19][20]
Sonstige
Strukturell kein Cannabinoid, jedoch pharmakologisch wirksam am Cannabinoid-Rezeptor 1 ist das Rimonabant. Der Stoff wurde als Appetithemmer in der Behandlung der krankhaften Fettleibigkeit verwendet, bis 2008 der Hersteller das Mittel wegen des Auftretens schwerer psychiatrischer Störungen auf Druck der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) vom Markt nahm.
Nicht arzneilich verwendet werden das Hanföl und das ätherische Hanföl. Ebenfalls nicht arzneilich verwendet wird das antiemetisch und psychoaktiv wirksame THC-Strukturanalogon Levonantradol.
Therapeutische Bedeutung
Der Stellenwert der verfügbaren Fertigarzneimittel wird als nicht sehr hoch eingeschätzt.[6] Es handele sich um Mittel der zweiten Wahl, da in der Regel Mittel mit besserem Nutzen-Risiko-Verhältnis verfügbar seien, die Zahl der Indikationen sei gering. Dennoch hätten sie einen Wert als therapeutische Option für Patienten, die auf die Standardtherapien nicht ansprächen. Von Cannabis abgeleitete Stoffe und Zubereitungen werden für eine Reihe weiterer Indikationen als potentielle Therapeutika diskutiert.[6]
Pflanzlichen Cannabisprodukten wird ein möglicher positiver Effekt bei Spastizität im Zusammenhang mit multipler Sklerose, bei spastischen Lähmungen, Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit Chemo- und Strahlentherapie bei Krebserkrankungen und HIV-Medikation, chronischen neuropathischen Schmerzen, dem Tourette-Syndrom und in der palliativen Behandlung von Krebs und AIDS zugesprochen, wenngleich eine therapeutische Wirksamkeit wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist.[21]
Die genannten Anwendungsgebiete ergeben sich im Wesentlichen aus den Wirkungen der Inhaltsstoffe THC und Cannabidiol: da es bei Krebskranken als Nebenwirkung der Chemotherapie oft zu großer Übelkeit und Erbrechen kommt und auch schon alleine der Geruch von Essen unerträglich sein kann, kann Cannabis durch seine antiemetische (Brechreiz lindernde) Wirkung diese Übelkeit vermindern und durch seine appetitanregende Wirkung zu der erwünschten Gewichtszunahme führen. Den appetitanregenden Effekt von Cannabis macht man sich auch in der AIDS-Therapie zu Nutze. Neben der Therapie ist es nämlich oft mangelnde Nahrungsaufnahme, die den Körper zusätzlich schwächt.
Die antiataktische (Bewegungsabläufe koordinierende) und antispastische (d. h. krampflösende) Wirkung der Cannabis-Wirkstoffe begründet die Anwendung zur Unterdrückung von Spasmen, Lähmungen und Krämpfen, wie sie bei Multipler Sklerose auftreten. Es kann die Krankheit zwar nicht heilen, aber die Symptome der Krankheit unterdrücken und dem Patienten so sein Leben erleichtern.
Es gibt Hinweise, dass Cannabis bei Krebs und gewissen Autoimmunerkrankungen positive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben kann.[22] Claudia Jensen, Kinderärztin der Universität Südkalifornien, hält Cannabis für die Therapie von ADS und ADHS geeignet.
Aus Sicht mancher Patienten soll Cannabis durch Rauchen heilsamer wirken, da die komplexe Wirkstoffkombination besser resorbiert werde und zur Wirkung komme.
In Deutschland setzt sich die „Internationale Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin“ kurz IACM (früherer Name: „Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin“, AMC) seit 1997 für die medizinische Verwendung von Cannabis ein.
In Afrika und Asien wird Cannabis volksmedizinisch zur Behandlung von verschieden Schmerzen, von Menstruationskrämpfen sowie in der Geburtshilfe zur Erhöhung der Kontraktionsfrequenz der Gebärmutter und zur Blutstillung verwendet.
IOM-Report
1999 veröffentlichte das US-amerikanische Institute of Medicine (IOM) der National Academy of Sciences den Report „Marijuana and Medicine: Assessing the Science Base“, der den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Wirkungen und Risiken der medizinischen Verwendung von Cannabis bzw. Cannabinoiden zusammengefasste.[23] Er beschreibt die Wirksamkeit und den therapeutischen Wert von Cannabinoiden, vor allem THC, für die Behandlung von Schmerz, Krankheiten des Stütz- und Bewegungsapparates, Spastiken bei Multipler Sklerose, Arthritis, Depression, Übelkeit, Erbrechen und Anorexie. Dem Nutzen stünden jedoch deutliche Risiken durch das Marihuana-Rauchen gegebüber. Die Zukunft des Einsatzes von Cannabinoiden in der medizinischen Behandlung liege deshalb nicht im Rauchen von Marihuana, sondern in synthetischen Substanzen, die auf das körpereigene Cannabinoid-System wirken. Bis solche Substanzen entwickelt werden, empfehlen die Autoren Übergangslösungen. Besonders für Patienten, die an chronischen Schmerzen, Nebenwirkungen einer Chemotherapie oder AIDS leiden und bei denen eine Cannabis-Therapie indiziert sei, gebe es zurzeit keine Alternativen zum Rauchen von Marihuana. Deswegen sei mehr Forschung über die Auswirkungen des Rauchens von Marihuana notwendig. Die physiologischen Effekte von synthetischen, pflanzlichen und körpereigenen Cannabinoiden müssten besser untersucht werden, auch müsse mehr Forschung über wirksame und sichere Verabreichungsmethoden betrieben werden. Es gebe keine schlüssigen Beweise für die Annahme, dass die Wirkung von Marihuana kausal mit dem Missbrauch anderer illegaler Drogen einhergehe („Einstiegsdrogentheorie“). Tierversuche hätten ein Potential für Abhängigkeit gezeigt, jedoch sei dieses weniger auffallend als bei Benzodiazepinen, Opiaten, Kokain oder Nikotin. Das Gehirn entwickle eine Toleranz für Cannabinoide. Es wurden auch Entzugserscheinungen beschrieben, die aber meist mild verlaufen und kurz andauern würden, z. B. Reizbarkeit, Schlafstörungen und Übelkeit.
Die fehlende Standardisierung medizinischer Cannabiszubereitungen sei einer der wesentlichsten Gründe, dass Cannabis heute keine eminente Rolle in der medizinischen Behandlung darstelle. Ende der 1980er Jahre bis Anfang der 1990er Jahre wurde entdeckt, dass es ein körpereigenes Cannabinoid-System gibt, das aus spezifischen Bindungsstellen für Cannabinoide, den Cannabinoid-Rezeptoren, besteht. Dabei sind Anandamid, 2-Arachidonyglycerol und Noladinether die drei wichtigsten Endocannabinoide. Dieses körpereigene Cannabinoid-System spielt eine signifikante Rolle bei vielen Körperprozessen, wie etwa bei der Verarbeitung von Sinneseindrücken, Schmerzen, bei der Regulierung des Appetits sowie des Immunsystems. Das Verständnis der natürlichen Funktionen des Cannabinoid-Systems subsumiert das Verständnis der Wirkungsmechanismen bei therapeutisch gewünschten Wirkungen, wie etwa der spezifischen Schmerzlinderung.
Literatur
- Manfred Fankhauser: Haschisch als Medikament: Zur Bedeutung von cannabis sativa in der westlichen Medizin. Schweizerische Gesellsch. f. Gesch. d. Pharmazie, 2003, ISBN 978-3952075890.
- Sabine Fellner, Katrin Unterreiner: Morphium, Cannabis und Cocain: Heilkunst im 19. Jahrhundert. 2. Auflage. Amalthea, 2008, ISBN 978-3850026369.
- Lester Grinspoon, James B Bakalar: Marihuana. Die verbotene Medizin. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1994, ISBN 978-3861500605.
- Franjo Grotenhermen, Michael Karus: Cannabis als Heilmittel. Ein medizinischer Ratgeber. Die Werkstatt, 1998, ISBN 978-3895332364.
- Franjo Grotenthermen, R Saller (Hrsg.): Cannabis und Cannabionoide in der Medizin. In: Forschende Komplementärmedizin. 6, Suppl. 3, Karger, 1999, ISBN 978-3805570145.
- Franjo Grotenhermen: Hanf als Medizin: Ein praxisorientierter Ratgeber zur Anwendung von Cannabis und Dronabinol. AT Verlag, 2004, ISBN 978-3855029440.
- Franjo Grotenhermen (Hrsg.): Cannabis und Cannabinoide: Pharmakologie, Toxikologie und therapeutisches Potenzial. 2., vollst. überarb. Auflage. Huber, Bern 2004, ISBN 978-3456841052.
- Franjo Grotenhermen, Britta Reckendrees: Die Behandlung mit Cannabis und THC. Nachtschatten Verlag, 2006, ISBN 978-3037881477.
- Geoffrey Guy, Brian Whittle, Philip Robson: The Medicinal Uses of Cannabis and Cannabinoids. Deutscher Apotheker Verlag, 2004, ISBN 978-3-7692-3254-7.
- Institut für Demoskopie Allensbach (Hrsg.): Cannabis in der Medizin. Einstellungen der Deutschen. Ergebnisse einer Repräsentivbefragung. Institut für Demoskopie Allensbach, 2006 (Online verfügbar).
- Janet E. Joy, Stanley J. Watson Jr., John A. Benson, Jr (Hrsg.): Marijuana and Medicine: Assessing the Science Base. 1 Auflage. National Academies Press, 1999.
- Georg Martius: Pharmakologisch-medicinische Studien über den Hanf. Vwb, Reprint 1996, ISBN 978-3861354239.
- Raphael Mechoulam (Hrsg.): Cannabinoids as Therapeutics. In: Milestones in Drug Therapy. Birkhäuser, Basel 2005, ISBN 978-3764370558.
- Tod H. Mikuriya (Hrsg.): Marijuana: Medical Papers, 1839-1972 (Cannabis: Collected Clinical Papers). Symposium Publishing, 2007, ISBN 978-1577332190.
- Julia Müller-Mangold: Nutzungsmöglichkeiten von cannabis sativa L. in der Medizin. GRIN Verlag, 2004, ISBN 978-3638212526.
- Gabriel G. Nahas, Kenneth M. Sutin, David J. Harvey (Hrsg.): Marihuana and Medicine. Humana Press, 1999, ISBN 978-0896035935.
- Lukas Radbruch, Friedemann Nauck: Cannabinoide in der Medizin. Uni-Med, Bremen 2005, ISBN 978-3895997730.
- Christian Rätsch: Hanf als Heilmittel. At-Verlag, 1998, ISBN 978-3855026340.
Einzelnachweise
- ↑ Focus Online: Cannabis: Geschichte und Gesetze (gesichtet 09/2008)
- ↑ Focus Online: Cannabis: Cannabis als Medizin (gesichtet 09/2008)
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Medizin – Cannabis aus der Internet-Apotheke (gesichtet 09/2008)
- ↑ W. Emboden: Cannabis in Ostasien – Herkunft, Wanderung und Gebrauch. In: Rausch und Realität, Drogen im Kulturvergleich, Band 2. Hrsg.: G. Völger, K. von Welck, Rowohlt Taschenbuchverlag, Hamburg 1982.
- ↑ O’Shaughnessy, W.B. (1839) Case of Tetanus, Cured by a Preparation of Hemp (the Cannabis indica.), Transactions of the Medical and Physical Society of Bengal 8, 1838-40, 462-469 online abrufbar
- ↑ a b c Rainer-B. Volk: Therapie mit Cannabis und Co., in: Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 05/2009 vom 29. Januar 2009
- ↑ Werbeanzeigen für Bromidia bei http://antiquecannabisbook.com
- ↑ Drogenprofil Cannabis der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht
- ↑ http://www.druglibrary.org/schaffer/library/studies/lag/lagmenu.htm
- ↑ http://www.druglibrary.net/schaffer/History/murd3.htm
- ↑ Datenbank der in UK zugelassenen Arzneimittel: electronic Medicines Compendium (eMC)
- ↑ Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes, 19. Mai 2005 Az. 3C 17.04
- ↑ Hinweise für Patientinnen und Patienten: Antrag auf Erteilung einer Ausnahmeerlaubnis nach § 3 Abs. 2 BtMG zum Erwerb von Cannabis zur Anwendung im Rahmen einer medizinisch betreuten und begleiteten Selbsttherapie (Stand: 10. Oktober 2008) [1]
- ↑ Bureau voor Medicinale Cannabis (BMC): Information für Fachkreise, Stand: Mai 2009
- ↑ a b c Sativex: Bericht für die Öffentlichkeit der britischen Zulassungsbehörde MHRA (englisch)
- ↑ Produkt-Portfolio des niederländischen Bureau voor Medicinale Cannabis, auf www.cannabisbureau.nl (niederländisch)
- ↑ http://www.welt.de/wissenschaft/medizin/article3213233/Erstmals-Cannabis-auf-Rezept-in-Deutschland.html „Erstmals Cannabis auf Rezept in Deutschland“
- ↑ GW Files Sativex Regulatory Submission, Pressemitteilung 20. Mai 2009 (englisch)
- ↑ Institut für klinische Forschung (IKF) Berlin, Cannador® Kapseln [2]
- ↑ Echo-Pharma B.V., Namisol® Sublingualtabletten [3]
- ↑ Produktinformation des niederländischen Bureau voor Medicinale Cannabis
- ↑ Grinspoon, Lester / Bakalar James B.: Marihuana, die verbotene Medizin, 1994, ISBN 3-86150-060-4
- ↑ „Cannabis and Medicine: Assessing the Science Base“, Institute of Medicine, 1999.
Weblinks
- Internationale Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoid-Medikamente e.V. (IACM)
- Bureau voor Medicinale Cannabis (BMC), für den Verkehr mit Cannabis zuständige Behörde des niederländischen Ministeriums für Gesundheit, Gemeinwohl und Sport (niederländisch, englisch)
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Hanf als Genussmittel
Cannabis als Rauschmittel
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Aus verschiedenen Hanfsorten der Gattung Cannabis können Rauschmittel gewonnen werden, die sich ebenfalls unter der Bezeichnung „Cannabis“ zusammenfassen lassen. Die getrockneten und zerkleinerten harzhaltigen Blüten und kleinen Blätter der weiblichen Pflanze werden unverändert als Marihuana konsumiert oder zu Haschisch oder Haschischöl weiterverarbeitet. Cannabis ist in der Bundesrepublik Deutschland die am häufigsten gebrauchte und gehandelte illegale Droge.[1] Die Hauptwirkstoffe sind die sogenannten Cannabinoide, zu dem auch Tetrahydrocannabinol (THC) zählt. Cannabinoide beeinflussen das Zentralnervensystem des Menschen. Besonders häufig erzielen sie eine relaxierende, sedierende und antiemetische Wirkung, in höherer Dosierung wird auch von halluzinogenen Eigenschaften berichtet.
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Übersicht
Die berauschende Wirkung der Hanfpflanze ist bedingt durch die darin enthaltenen Wirkstoffe, insbesondere die Cannabinoide Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) als aktiver Hauptmetabolit sowie Cannabidiol (CBD). Von 68 gefundenen Substanzen aus dem ätherischen Öl von Cannabis sativa wurden 57 identifiziert.[2]
Diese Substanzen binden an die Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems im Zentralnervensystem des Organismus. Die endogenen Agonisten dieser Rezeptoren heißen Endocannabinoide und spielen eine wichtige Rolle bei der Modulation synaptischer Prozesse.
Die beiden Arten sind Gewöhnlicher Hanf und Indischer Hanf, aus denen heute mehrere hundert Zuchtsorten entstanden sind. Im Allgemeinen hat indischer Hanf gegenüber dem Nutzhanf einen höheren relativen Anteil an beruhigendem CBD im Verhältnis zum Hauptwirkstoff THC. Ruderalhanf spielt für die Drogenproduktion kaum eine Rolle. Als Droge ist fast ausschließlich die weibliche, unbefruchtete Pflanze interessant, da diese die größte Wirkstoffkonzentration aufweist.
Die bekanntesten Verwendungsformen sind
- Marihuana: die getrockneten, weiblichen Blütenstände, möglichst unbefruchtet (ohne Samen), mit oder ohne anhängenden Blättern, werden geraucht (THC-Gehalt zwischen 0,6 % (Polen) und 12,7 % (England und Wales), Stand 2004). [3]
- Haschisch: das gepresste Harz der Hanfpflanze wird geraucht oder, in Fett gelöst, zur Zubereitung THC-haltiger Getränke und Speisen verwendet
- Haschischöl: das mit Lösungsmitteln aus der Pflanze extrahierte Öl (das im chemischen Sinne allerdings kein Öl ist, sondern relativ reines THC) wird verdampft und eingeatmet, mit Tabak vermischt, auf Papier geträufelt und gelutscht, geraucht oder zur Zubereitung THC-haltiger Getränke und Speisen verwendet (THC-Gehalt bis zu 80 %).
In der Medizin werden meist reines THC oder standardisierte Extrakte (z. B. Sativex) verwendet.
Je nach Anwendungsform variiert die Zeit bis zum Eintritt der Wirkung von einigen Minuten beim Inhalieren und zwischen 30 und 300 Minuten bei oraler Aufnahme. Die Wirkung hält selten länger als drei bis vier Stunden an, bei oralem Konsum werden aber auch deutlich längere Zeiträume berichtet. Cannabis kann unter anderem halluzinogen wirken, was sich meist in Form von leichten Wahrnehmungsveränderungen bei Farben, Formen, Geräuschen sowie der Zeitwahrnehmung äußert.
Geschichte
Obwohl Hanf seit etwa 5.000 Jahren, zuerst in China, zur Fasergewinnung angebaut wurde, finden sich erste Berichte über die Anwendung der Inhaltsstoffe zu medizinischen oder rituellen Zwecken erst in indischer Literatur vor etwa 2.400 Jahren. Medizinische Literatur dieser Zeit beschreibt auch Anwendungen in der Epilepsie und bei Schmerzen. In Ausgrabungen in den Yanghai-Gräbern im Xinjiang, einem autonomen Gebiet im Westen Chinas, fanden sich Reste von Keimlingen, Blättern und Früchten von Cannabis sativa. Mit der Radiokohlenstoffdatierung konnte deren Alter auf ca. 2.500 Jahre bestimmt werden.[4].
Mit Bekanntwerden der psychischen Wirkung im Europa des 17. Jahrhunderts setzten zwei Betrachtungsweisen ein: In Frankreich wurden die bewusstseinsverändernden Eigenschaften der Inhaltsstoffe betont, insbesondere in literarischen Kreisen, etwa von Alexandre Dumas dem Älteren und Fitz Hugh Ludlow, während in England medizinische Anwendungen im Vordergrund standen; W. B. O’Shanghnessy nennt Beruhigung, Anfallslinderung und Krampflinderung. Hanf wurde oft als günstiger Tabakersatz verwendet und in diesem Zusammenhang in der Literatur oft beiläufig als Knaster oder starker Tobak bezeichnet.
Bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts war Cannabis, gewöhnlich in Form von alkoholischen Extrakten, ein leicht verfügbares Medikament; im 19. Jahrhundert eines der am häufigsten verschriebenen.[5] Im Jahre 1925 fand die Internationale Opiumkonferenz in Genf statt. Dort wurde auch ein Verbot von Cannabis diskutiert. Während der Zeit der Prohibition in den USA wurde auch Cannabis zunehmend als eine Gefahr für die Gesellschaft angesehen. Hintergrund war jedoch, dass die mächtigen Baumwollfarmerverbände der Südstaaten und Tabakproduzenten fürchteten, Marktanteile an Hanf zu verlieren und unter Hinweis auf die Rauschwirkung zum Verbot drängten. Kombiniert mit gezieltem Lobbyismus zwischen 1935 und 1937 des Hearst News Network des Medienzars William Randolph Hearst, der wegen der Aussicht einer preisgünstiger werdenden Papierproduktion mit Hanf hohe finanzielle Verluste befürchtete, und der Chemiefirma DuPont, die unter anderem Nylon und Rayon produzierte, dürfte das letztendlich zum De-facto-Verbot im Jahr 1937 geführt haben. Vermutlich steht dies auch im Zusammenhang damit, dass 1933 in den USA die Alkoholprohibition aufgehoben worden war und der damit verbundene riesige staatliche Verfolgungsapparat somit ohne sinnvolle Beschäftigung war; so war die treibende Kraft des US-Cannabisverbots, der Vorsitzende des „Bureau of Narcotics“ Harry J. Anslinger, vor 1933 im „Prohibition Bureau“ für die Durchsetzung des Alkoholverbots zuständig gewesen.[5] Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Anbau der bis dahin gebräuchlichen Hanfpflanze als Rohstoff für Uniformen, Verbandszeug, Flugzeugbau und ähnlichem zwar noch einmal propagiert[5], mit dessen Ende ging aber auch die hektarweise Vernichtung von Feldern einher, auf denen „Marihuana“ angebaut wurde – ein Begriff aus der Sprache mexikanischer Einwanderer, das in kurzen Werbefilmen der US-Regierung als Droge für Perverse, siechende „Untermenschen“, geistlose „Neger“ und mexikanische Immigranten beschrieben wird. Dieser harte Dualismus in der Drogendiskussion – hier die wohlvertrauten Alltagsdrogen Alkohol und Tabak, die meist nicht einmal als Drogen bezeichnet wurden, dort die neue, fremdländische Gefahr Marihuana, von der viele nicht wussten, dass sie mit dem altbekannten Hanf identisch ist – hielt sich lange Zeit hartnäckig und führte zur Verbannung der Nutzpflanze Hanf aus dem westlichen Kulturkreis.[5]
Obwohl in den europäischen Staaten mit Ausnahme von Portugal, wo der Konsum von Cannabis zu „Aufmüpfigkeit unter den Negersklaven“ geführt hatte, keine negativen Auswirkungen des Cannabis-Konsums bekannt waren, wurde auf Drängen von Ägypten, das seinerseits damit gedroht hatte, die Einfuhr von Kokain und Heroin aus Europa zu verbieten, Cannabis zu einer illegalen Droge erklärt.
Im Zuge des Kampfes gegen Marihuana stieg der Straßenpreis in den vergangenen 50 Jahren um bis zu 8000 Prozent von 60 US-Dollar/kg auf 1500 bis 5000 US-Dollar (regional sehr unterschiedlich).
Nach Meinung von Befürwortern einer Legalisierung des Cannabisgebrauches soll die nach ihren Angaben enorm vielseitige Verwertbarkeit des Hanfes eine große Rolle dabei spielen, dass Cannabis bis heute illegal geblieben sei, denn Hanf stehe z. B. in Konkurrenz zu Holzprodukten wie Papier, Textilien, Lebensmittelölen und vor allem zu Tabak und einer Vielzahl von chemisch hergestellten und patentierten Medikamenten.[5]
Heutige gesetzliche Lage
→ Hauptartikel: Rechtliche Aspekte von Cannabis
Entsprechend den Bestimmungen des Einheitsabkommens über die Betäubungsmittel 1961, das von fast allen Staaten der Welt ratifiziert wurde, sind die Erzeugung, der Besitz und der Handel von Cannabis nahezu weltweit verboten, in einigen Ländern ist auch der Konsum illegal. Eine Ausnahme sind die Niederlande, wo Erwerb und Besitz geringer Mengen Cannabis (bis zu 5 Gramm) geduldet und somit de facto straffrei sind, obwohl Cannabis in den Niederlanden de jure auch weiterhin illegal und verboten ist. Allerdings ist auch in vielen anderen Ländern der Besitz einer geringen Menge Cannabis für den Eigengebrauch teilweise entkriminalisiert, wobei von Land zu Land verschiedene Mengen als gering gelten. In Deutschland ist der bloße Konsum von Cannabis oder anderen Betäubungsmitteln de jure nicht strafbar, dagegen sind der Anbau, die Herstellung, das Verschaffen, der Erwerb, der Besitz, die Ein-, Aus- und Durchfuhr, das Veräußern, das Abgeben, das Verschreiben, das Verabreichen und das Überlassen zum unmittelbaren Verbrauch gemäß Betäubungsmittelgesetz strafbar bzw. genehmigungspflichtig[6].
Wirkung
Wirkstoffe
Für die Wirkung von Cannabis und Haschischprodukten sind hauptsächlich folgende drei Hauptkomponenten verantwortlich[7], die sich in ihrer Wirkung wechselwirkend beeinflussen[8].
- Δ9–Tetrahydrocannabinol (THC), welches zum Großteil den psychoaktiven Effekt von Cannabis hervorruft.
- Cannabinol (CBN) ist vorrangig für die muskelrelaxierende (krampflösende) Wirkung verantwortlich.
- Cannabidiol (CBD) wirkt nach neuesten Studien dem THC-Effekt entgegen, schwächt damit dessen Wirkung und sorgt gleichzeitig für eine längere Wirkungsdauer des Gesamteffekts auf die körperlichen Prozesse. Ein hoher CBD-Anteil in den Trichomen schwächt den allgemeinen psychoaktiven Effekt und führt zu einer eher körperbetonten, sedierenden Wirkung, anstatt zu einer bewusstseinserweiternden Erfahrung.
Hanfpflanzen mit einer großen Anzahl von Trichomen (Pflanzenhaaren), mit sehr hohem THC- und einem extrem niedrigen Cannabidiolanteil-Verhältnis (in der Regel von der genetischen Varietät (Cannabis sativa oder Cannabis indica) und vom Reifegrad abhängig), führen demnach zum psychoaktiven Geisteszustand, den Konsumenten als klar, sauber und bewusstseinserweiternd empfinden. Konsumenten beschreiben den Rausch von Sativa-Gattungen meist als kopfbetont und geistesanregend, Indica-Gattungen hingegen werden eher als körperbetont und schmerzlindernd empfunden.
Toxizität
Cannabis selbst ist praktisch ungiftig; die Dosen, die ein Mensch aufnehmen müsste, damit eine toxische Wirkung der Inhaltsstoffe eintritt, sind weder durch Rauchen noch durch Essen von Cannabis zu erreichen. So liegt z. B. die letale Dosis von reinem Δ-9-THC bei über 4 Gramm.[9]
Die LD50 des Hauptwirkstoffes THC beträgt bei Mäusen im Fall intravenöser Gabe 29 mg je Kilogramm Körpergewicht, bei oraler Einnahme jedoch 482 mg je Kilogramm Körpergewicht. In der Praxis ist eine tödliche Überdosis beim Menschen deswegen noch in keinem Fall vorgekommen.
Akute Rauschwirkung
Die akuten Wirkungen von Cannabis können je nach Person, Wirkstoffanteil, momentaner körperlicher und psychischer Verfassung, Erfahrung mit der Droge sowie Umfeldbedingungen sehr unterschiedlich sein. Eine Schwierigkeit für Konsumenten besteht darin, dass die gleiche Menge THC bei verschiedenen Menschen unterschiedlich wirken kann. Auch bei demselben Mensch kann die Wirkung der gleichen Dosis zu verschiedenen Zeitpunkten variieren. Diese Problematik wird durch die unterschiedlichen Wirkstoffkonzentrationen und die (aus Illegalitätsgründen) fehlenden zuverlässigen Inhaltsangaben noch verstärkt. Dies alles führt dazu, dass der Konsument die zu erwartende Wirkung nicht immer verlässlich einschätzen kann und damit ein begrenztes Risiko eingehen muss.
In der Regel ist als akute Auswirkung eine gewisse Bewusstseinsverschiebung festzustellen, die assoziatives, sprunghaftes Denken und eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses mit sich bringt. Diese Bewusstseinsveränderung kann je nach Bedingungen sehr positive, aber auch sehr negative Empfindungen hervorrufen. Häufige körperliche Effekte sind gerötete Augen, Mundtrockenheit, gesteigertes Hungergefühl, Erhöhung des Pulses, Senkung des Blutdrucks und Müdigkeit bzw. Antriebslosigkeit.
Intensivierung der Wahrnehmung
Die selektiv intensivierende Wirkung auf Gefühlseindrücke bei stark erhöhtem Konsum bezieht sich nicht nur auf positive, sondern auch auf negative Eindrücke wie Angst oder Misstrauen, wodurch bereits geringes Unwohlsein unter Einfluss von Cannabis zu akuten, verstärkten Angstzuständen führen kann.
Gesundheitsrisiken
„Die wesentlichen gesundheitlichen Folgen eines über mehrere Jahre andauernden chronischen Cannabiskonsum (geraucht) halten Hall et al. (1999) zusammenfassend folgende fest […]:
- Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit,
- Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit
- erhöhtes Risiko, eine chronische Bronchitis auszubilden,[10]
- erhöhtes Risiko für vulnerable Personen, eine Schizophrenie zu entwickeln.“
– Kleiber und Söllner: Cannabis – Neue Beiträge zu einer alten Diskussion, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen
Die unterschiedlichen Ausprägungen der gesundheitlichen Folgen werden beeinflusst durch:
- persönliche Reife und biologisches Alter (Hirnreifung),
- Stabilität der Psyche,
- Drogengewöhnung,
- konsumierte Menge, Darreichungsform und Wirkstoffgehalt,
- Mischkonsum mit anderen Drogen (auch Alkohol und Nikotin),
- vermutlich auch genetische Voraussetzungen,
- das unmittelbare Umfeld,
- die persönliche Verfassung und Umgebung, die Tagesform (vgl. Set und Setting).
Negative psychische Auswirkungen
Die Folgen des Cannabis- bzw. THC-Konsums auf die Psyche sind vielfältig und abhängig von verschiedenen Faktoren, daher können wenig generelle Aussagen getroffen werden, für welchen Personenkreis welche Dosis schädigend wirkt und unter welchen Umständen bereits einmaliger oder seltener Konsum Probleme mit sich bringt.
Amotivationssyndrom
Die deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren weist darauf hin, dass bei der speziellen Gruppe von Konsumenten, bei der Cannabiskonsum und zusätzlich persönliche und soziale Risikofaktoren zusammenkommen, eine besondere Gefährdung besteht, welche folgendermaßen beschrieben wird:
„Zwar hat der Konsument selbst ein Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit, die jedoch objektiv betrachtet immer mehr abnimmt. An die Stelle geordneten Denkens und logischer Schlussfolgerungen tritt häufig eine Art Scheintiefsinn, wovon vor allem Sorgfaltsleistungen betroffen sind. […] Im Zusammenhang mit dem genannten Amotivationssyndrom zeigt sich ein zunehmendes allgemeines Desinteresse, gepaart mit verminderter Belastbarkeit. Der Konsument zieht sich immer mehr in sich zurück und wird sich selbst und den Aufgaben des Alltags gegenüber immer gleichgültiger: Er fühlt sich den Anforderungen der Leistungsgesellschaft allmählich immer weniger verpflichtet, aber auch immer weniger gewachsen, und schert mehr und mehr aus seinem bisherigen sozialen Gefüge aus.“
– Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen: Suchtstoffe Cannabis
Zum sog. Amotivationssyndrom stellt die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften fest:
„Es gibt bis heute keinen schlüssigen Nachweis, dass dieses Syndrom, das mit Lethargie, Passivität, verflachtem Affekt und mangelndem Interesse assoziiert ist, spezifisch für Cannabis ist. Möglicherweise werden mit diesem `Syndrom´ chronische Intoxikationszustände beschrieben. Auch ist es vorstellbar, dass Defektzustände von Schizophrenen, Subsyndrome depressiver Erkrankungen oder Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen, die gleichzeitig Cannabis konsumieren, mit diesem Syndrom beschrieben wurden. Hierauf weisen die Überschneidungen der beschriebenen Symptomatik mit dem Symptomkomplex der Negativsymptomatik schizophrener Störungen oder anhedoner Symptome depressiver Störungen hin.“
– Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften: AWMF Schizophrenie
Auslösen latenter Psychosen
Aus einer australischen Erhebung schlossen verschiedene Forscher, dass Cannabis eine dauerhafte Psychose auslösen kann, da viele der untersuchten Personen psychoseähnliche Symptome hatten.[11] Bei Veranlagung soll eine 11-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit bestehen, an einer Psychose zu erkranken, wenn in der Jugend Cannabis konsumiert wurde. Einigen Untersuchungen zufolge wurde der Cannabiskonsum mit Schizophrenie in Verbindung gebracht.[12] Es wurde zudem der Verdacht geäußert, dass Cannabis bereits bei moderatem Konsum eine dauerhafte Drogenpsychose auslöse sowie bereits geheilte Psychosen erneut auslösen könne. Möglicherweise besteht eine genetische Disposition für Psychosen, die durch (teilweise einmaligen) THC-Konsum ausbrechen können. Unter Verdacht steht dabei das sogenannte Comt-Gen (Catechol-O-Methyltransferase-Gen). Grundsätzlich wird Personen mit einer Neigung zu psychischen Problemen empfohlen, den Konsum von Cannabis zu meiden.
In Großbritannien veröffentlichten Forscher der Universitäten Cardiff und Bristol im Jahr 2007 eine Metastudie. Diese ergab, dass Cannabiskonsumenten bis zu 41 % mehr an psychoseähnlichen Symptomen leiden als Personen, die angaben, noch nie Cannabis konsumiert zu haben.[13] [14] Unklar ist bei allen Untersuchungen jedoch, ob nicht etwa ein umgekehrt kausaler Zusammenhang zwischen Psychose und Konsum besteht, indem letzterer stattfindet, um eventuellen Symptomen einer noch nicht ausgeprägten Psychose zu begegnen.
Hirnorganische Wirkung
Man weiß heute, dass Cannabis, beziehungsweise das Δ9-THC, eine neuroprotektive Wirkung ausübt und das Hirn vor Degeneration schützt. Dies zeigt sich sowohl im Tierversuch [15] wie auch daran, dass Cannabiskonsum den üblichen alkoholkonsumbedingten Gehirnvolumenverlust vollständig verhindert[16]. Es gibt aber auch zahlreiche Studien, in denen das Gehirn auf mögliche bleibende negative Veränderungen in Struktur und Funktion durch THC-Wirkung untersucht wurde. Dabei zeigten sich unterschiedliche, z. T. widersprüchliche Ergebnisse. Trotz des komplexen Geflechts von neuroprotektiven und neurotoxischen Effekten scheint nur eine kleine und zudem nach Absetzen der Droge wieder vollständig verschwindende funktionelle Beeinträchtigung wissenschaftlich abgesichert zu sein. Die These von pathologischen Hirnschädigungen durch Cannabis ist nicht sehr wahrscheinlich (little evidence).[17]
Bei Jugendlichen
Auch im Jugendalter scheint Cannabis beziehungsweise das Δ9-THC eine neuroprotektive Funktion zu haben. Vergleicht man jugendliche Alkoholkonsumenten mit Konsumenten von Alkohol und Cannabis und Abstinenzlern so zeigt sich nur bei der Gruppe der reinen Alkoholkonsumenten, dass ein Hirnvolumenabbau stattfindet.[16] Ungeachtet dieser möglicherweise positiven neuroprotektiven Aspekten gibt es auch Hinweise, dass mögliche negative Auswirkungen auf das Gehirn umso stärker zu befürchten sind, je früher jemand im Jugendalter in einen regelmäßigen Konsum einsteigt und je intensiver in dieser Phase des Heranwachsens konsumiert wird.[18] Im Folgenden sind einige Studienergebnisse wiedergegeben. Wilson et al.[19] fanden heraus, dass Probanden, die vor dem Alter von 17 Jahren anfingen, Cannabis zu konsumieren, verglichen mit jenen, die später anfingen, ein verringertes Hirnvolumen sowie ein erhöhtes Verhältnis von weißer zu grauer Hirnmasse hatten. Männliche Versuchspersonen, die vor dem Alter von 17 Jahren anfingen, hatten einen höheren CBF-Wert („cerebral blood flow“, dt. Gehirndurchblutung) als andere Versuchspersonen. Sowohl Männer als auch Frauen, die früher begannen, hatten eine kleinere Körpergröße und ein geringeres Gewicht, wobei diese Effekte bei Männern stärker nachzuweisen waren. Solche Effekte scheinen demnach stark von der Frühzeitigkeit und vor allem der Intensität des Cannabiskonsums im Jugendalter abhängig zu sein. Studien dieser Art zeigen auf, dass ein früher Beginn mit den genannten Effekten statistisch im Zusammenhang steht (Korrelation), lassen aber die Frage offen, ob dies durch den frühen Cannabisbeginn verursacht wurde oder durch andere Faktoren wie z. B. den bei dieser Gruppe ebenfalls frühzeitigen Alkohol– oder Nikotinkonsumbeginn. In einer Studie von Padula et al.[20] mit psychologischen Leistungstests zu räumlichen Gedächtnisaufgaben zeigten sich keine Leistungsunterschiede zwischen 16- bis 18-jährigen starken Cannabiskonsumenten und einer Kontrollgruppe. Die Konsumenten zeigten aber eine intensivere, andersartige Hirndurchblutung (CBF), deren Bedeutung noch nicht geklärt ist. Die diskutierten möglichen Schädigungen haben in der Praxis bei denjenigen Jugendlichen, die nur Cannabis konsumieren und ansonsten Nichtraucher sind, keine negativen Auswirkungen. Diese Gruppe schnitt bei einer Studie mit 5263 Schülern im Vergleich mit zigarettenrauchenden Cannabiskonsumenten und cannabisabstinenten Schülern, in Bezug auf Schulleistungen (und Sozialkompetenz sowie sportlicher Aktivität) am besten ab.[21] Als gesichert kann in Bezug zum jugendlichen Gehirn die andersartige Durchblutung bei gleich guter Aufgabenbewältigung gelten, da dieses Resultat nicht bei Nikotin oder Alkoholmissbrauch beobachtet werden kann und keine widersprechenden Studienresultate vorliegen.[20] Eine irreversible Schädigung des Gehirns ist grundsätzlich unwahrscheinlich (little evident).[17] Da jedoch ein altersabhängig erhöhtes Risiko eines negativen Einflusses auf das jugendliche Gehirn nicht ausgeschlossen werden kann, ist Jugendlichen von übermäßigem Konsum abzuraten.
Bei Erwachsenen
Eine Studie ergab, dass die Großhirnrinde von Langzeitkonsumenten schlechter durchblutet wird.[22] Kritiker behaupten, diese Ergebnisse würden weniger die Schädlichkeit der Cannabinoide nachweisen, sondern vielmehr die schädliche Wirkung des Einatmens von Verbrennungsgasen.
Chronische Cannabiskonsumenten zeigen charakteristische Veränderungen im EEG in Form von erhöhten absoluten Amplituden aller Frequenzen über allen Hirnabschnitten, Abnahme der relativen Amplitude aller Nicht-alpha-Frequenzen sowie eine Hyperfrontalität der Alpha-Aktivität. Man spricht hierbei von einer funktionellen Gehirnstörung. Funktionelle Störungen verschwinden mit dem Absetzen der Substanz in der Regel wieder vollständig.[17]
Eine Metaanalyse der University of California, San Diego (UCSD), fand bei schweren Cannabisrauchern „überraschend wenig“ Hinweise für eine substanzielle Hirnschädigung, allenfalls eine geringe Einschränkung der Gedächtnisfunktion konnte beobachtet werden, deren praktische Relevanz jedoch unklar ist.[23]. Auch eine Literaturauswertung von Iversen fand kaum Anhaltspunkte, welche für ein Schädigung des Gehirns sprechen und kommt zum Schluss, dass die Auswirkungen von Cannabis auf das Gehirn vermutlich nur geringfügig und vollständig reversibel sind.[17].
Abhängigkeitsgefahr
Cannabiskonsumenten können eine psychische Abhängigkeit entwickeln.[24] Während die Kleiber-Kovar-Studie und der Roques-Report von einem eher geringen Abhängigkeitspotenzial ausgehen, wurde in einer neueren Studie ein höheres Suchtpotenzial vermutet.[25]
Bei Dauerkonsumenten wurden z. T. Entzugserscheinungen beobachtet, weshalb die These aufgestellt wurde, dass auch eine körperliche Cannabis-Abhängigkeit möglich ist.[26][27][28][29] Andere Quellen gehen von keiner körperlichen Abhängigkeit aus. Die psychische Abhängigkeit stellt bei Drogen jedoch allgemein das größere Problem dar. Bei der Bindung an die Droge spielen psychische bzw. psychosoziale Faktoren eine Rolle, wie z.B. ein konsumierendes Umfeld.[30]
Kleiber und Soellner kommen nach der Auswertung mehrerer Untersuchungen zum Ergebnis, dass körperliche Entzugssymptome bei Cannabiskonsumenten kaum beschreibbar und allenfalls schwach ausgeprägt seien. Ferner stellen sie fest, dass Studien im deutschsprachigen Raum, die sich mit dem Konsum von Cannabis und einer damit einhergehenden Abhängigkeitsentwicklung beschäftigen, überwiegend im psychiatrischen Bereich durchgeführt wurden, was zu systematischen Verzerrungen bei den Schlussfolgerungen hinsichtlich Abhängigkeit und anderen Problemen führte, zumal die untersuchten Konsumenten überwiegend auch andere legale und illegale Drogen konsumierten.[31]
Die Entstehung einer Cannabisabhängigkeit steht in einem engen Zusammenhang mit sozialen Faktoren, der persönlichen Reife des Konsumenten und dem Alter bei Erstkonsum. Bei langjährigen Konsumenten kann es im Falle eines Absetzens der Droge zu Schlafstörungen kommen. Dies kann sich in einzelnen Fällen über einen Zeitraum von bis zu 21 Tagen hinziehen.[32]
Die Kleiber-Kovar-Studie[33]für das Bundesministerium für Gesundheit 1994 kam zu dem Ergebnis, dass bis zu 20 Prozent der Drogenkonsumenten abhängig seien. Innerhalb der untersuchten Probanden waren es ca. 8–14 Prozent (je nach Auslegung der Abhängigkeitskriterien); von den reinen Cannabis-Konsumenten waren innerhalb der untersuchten Gruppe 2 Prozent abhängig, die anderen Abhängigen in der Studie nahmen neben Cannabis noch andere Drogen. Es schätzten sich mehr Konsumenten selbst als süchtig ein, als dies nach psychiatrischen Erhebungsmethoden der Fall gewesen wäre. Abhängigkeit von Cannabis sei vor allem auf besondere persönliche Umstände zurückzuführen, beispielsweise spiele ein frühes Einstiegsalter eine große Rolle, so das Fazit dieser Studie. Ein früher Einstieg berge die Gefahr, dass der Konsument keine anderen Mittel und Wege kennenlerne, Probleme im Leben zu meistern oder Spaß zu haben.[30] Auch wird der Einsatz von Cannabis als Hilfsmittel zur Verdrängung von Problemen als gefährlich eingeschätzt.
Bei regelmäßigen, intensiven Konsumenten kann sich ein Toleranzeffekt (Dosissteigerung, um einen Rausch zu erzielen) entwickeln; einzelne Studien haben auf die mögliche Entwicklung eines solchen Effekts hingewiesen.[34] Diese Toleranz betrifft einige, aber nicht alle der typischen Cannabiswirkungen, so dass intensive Konsumenten auch höhere Dosen zu sich nehmen als moderate Konsumenten. Im Vergleich zu den meisten anderen Drogen ist dieser Effekt aber als eher gering einzuschätzen.
Schädigung der Lunge
Bei Untersuchungen von Cannabisrauch wurde festgestellt, dass dessen Zusammensetzung der von Tabakrauch bemerkenswert ähnlich ist. Die Teerstoffe im Cannabis sind allerdings offenbar im höheren Maße krebserregend.[35] Das Rauchen von Cannabis kann daher negative Auswirkungen auf die Lunge haben. Diese Auswirkungen steigern sich, wenn Cannabis mit Tabak vermischt und ungefiltert geraucht wird. Werden zusätzlich zum Tabakkonsum Joints geraucht, steigt die Gefahr. Ob die Auswirkungen bei reinen Cannabiskonsumenten, die die Droge mit Tabak zusammen konsumieren, letztlich stärker oder schwächer als die bei reinen Tabakrauchern sind, ist umstritten, da einerseits bei Joints meist tiefer und deutlich länger inhaliert wird, aber andererseits durchschnittliche Cannabis-Konsumenten deutlich weniger Joints rauchen als durchschnittliche Tabakkonsumenten Zigaretten. In einer US-Studie (UCLA, Los Angeles) wurde hingegen festgestellt, dass selbst ein regelmäßiger und vergleichsweise intensiver Cannabiskonsum (500–1000 Joints pro Jahr) weder eine signifikant höhere Lungen-, Mund- und Speiseröhrenkrebswahrscheinlichkeit noch sonstige höhere gesundheitliche Risiken mit sich bringt.[36][37] Allerdings ist die Fallzahl für diese Fall-Kontroll-Studie mit insgesamt 2.240 nachträglich untersuchten Personen recht gering, um Entwarnung bezüglich des Krebsrisikos von Cannabisrauch geben zu können. Retrospektive Studien wie diese sind nur zur Aufstellung von Hypothesen geeignet, jedoch nicht zur Beweisführung. Für Personen, welche Cannabiskonsum aufgrund der möglichen Schädigung der Lunge vermeiden, wurde mit dem sogenannten Vaporizer eine Möglichkeit für einen weniger gesundheitsschädlichen Konsum gefunden. Dabei wird die Droge nur soweit erhitzt, bis die psychotropen Substanzen, allen voran THC, verdampfen – eine Verbrennung und die damit verbundene Entstehung weiterer Schadstoffe wird jedoch vermieden.
Robert Melamede von der University of Colorado, einer der führenden amerikanischen Cannabisexperten, vertritt die Auffassung, dass Rauchen von Cannabis weniger wahrscheinlich eine Krebserkrankung auslöse als das Rauchen von Tabak. THC habe sogar krebshemmende Eigenschaften.[38] Nach einer englischen Studie wirkt THC vor allem auf Leukämiezellen ein.[39]
Eine wissenschaftliche Untersuchung aus Neuseeland ergab demgegenüber, dass die Wahrscheinlichkeit, Lungenkrebs zu bekommen, gegenüber üblichem Tabakkonsum bei hohem Cannabiskonsum (10 Jahre täglich ein Joint bzw. 5 Jahre täglich 2 Joints) bis zu 5,7-fach erhöht ist.[40][41]
Donald Tashkin ist einer der führenden amerikanischen Lungenspezialisten und hat etwa 30 Jahre lang an dem Gebiet geforscht. Seine jüngsten Auswertungen der Langzeitstudien kam zu einem anderen Schluss. Sein Forschungsteam und er habe keine Verbindung zwischen erhöhten Risiko an Lungenkrebs und Bronchitis zu erkranken und Cannabis gefunden, sondern die Eingebung, dass es einen schützenden Effekt hätte. [42][43]
Verkehrsrisiken
Rechtsprechung
Eine gefestigte Rechtsprechung aufgrund von gesetzlich festgelegten Gefahrengrenzwerten, vergleichbar dem Fahren unter Alkoholeinfluss, fehlt in Deutschland bislang. Anders als bei Überschreitungen der definierten Alkoholgrenzwerte (etwa der 1,1 Promille-Grenze) wird die Fahrerlaubnis bei Fahrten unter Cannabiseinfluss nicht als unmittelbare strafrechtliche Folge entzogen. Als Grund hierfür wird die nichtlineare Abbaudynamik nach Cannabiskonsum angeführt, die beispielsweise eine zuverlässige Rückrechnung auf den Tatzeitpunkt ausschließt.
In Deutschland sorgten Urteile des Bundesverfassungsgericht (Juni 2002, Dezember 2004) für eine gewisse Liberalisierung der bis dato relativ strengen Praxis der Behörden. So entschied das Bundesverfassungsgericht[44] im Dezember 2004, dass bei einer THC-Blut-Konzentration von unter 1,0 ng/ml nicht zwangsläufig eine Gefahr für den Straßenverkehr ausgeht. Dieser „Gefahrengrenzwert“ wurde jedoch bislang nicht vom Gesetzgeber bestätigt.
Die Entziehung der Fahrerlaubnis besorgt dann aber meist die Fahrerlaubnisbehörde im Verwaltungsrechtswege.
Medizinisch-Psychologische Untersuchung, Ärztliches Gutachten
Grundsätzlich wird nach Fahrten unter Drogeneinfluss eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) von der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde verlangt, um festzustellen, ob es sich um einmaligen Probierkonsum oder um gelegentlichen oder regelmäßigen Gebrauch handelt und um die Rückfallgefahr zu beurteilen. Für die Dauer der erforderlichen Abstinenzzeit wird die Fahrerlaubnis entzogen, falls dies nicht schon vorher geschehen ist. Wird Cannabiskonsum aktenkundig ohne aktive Teilnahme am Straßenverkehr, ordnet die Fahrerlaubnisbehörde mit ähnlicher Zielsetzung ein Ärztliches Gutachten (ÄG) an. Diese Maßnahme kann auch nach bloßem widerrechtlichen Besitz getroffen werden. Abhängig vom Ergebnis des Gutachtens darf der Betroffene die Fahrerlaubnis behalten oder es folgt die Anordnung einer MPU zur Klärung von Eignungszweifeln.
Österreich und Schweiz
In Österreich und in der Schweiz ist es verboten, unter Einfluss von Cannabis ein Fahrzeug zu führen. Als beeinträchtigt gelten Personen, bei denen Cannabis im Blut festgestellt wird.
Konsumformen
Grundsätzlich stehen eine Reihe verschiedener Applikationswege offen, von denen die inhalativen und die oralen die gebräuchlichsten sind.
Um Cannabinoide über die Lunge aufzunehmen, müssen sie in eine inhalierbare Form gebracht werden. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten: Einmal können sie in Aerosolform gebracht werden, z. B. durch Zerstäubung mit einem Inhalator. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Cannabiswirkstoffe in einen gasförmigen Zustand zu überführen. Dies gelingt einerseits durch schonendes Erhitzen auf den Siedepunkt der Cannabinoide (verdampfen, vaporisieren) mittels eines Vaporizers oder andererseits durch Verbrennen (rauchen). Es gibt viele Möglichkeiten, Cannabis zu rauchen, z. B. pur oder mit Tabak vermischt mittels Shillum, Bong oder Pfeife; als Joint, Blunt oder „Eimer“.
Auch für die orale Aufnahme gibt es mehrere Möglichkeiten. Da Cannabinoide fettlöslich sind, sind dafür fetthaltige Nahrungsmittel oder Trägerlösungen erforderlich. Cannabis kann direkt oder als Cannabisbutter in Gebäck verbacken werden oder mit Kakao bzw. Schokolade gebunden werden. Weitere Möglichkeiten sind die Zubereitung eines alkoholischen Auszugs und die pharmazeutische Herstellung von Pflanzenextrakten oder THC in Reinform.
Durch oralen Konsum oder die Aufnahme als Aerosolspray oder Dampf lässt sich die Belastung der Atemwege vermeiden bzw. minimieren. Dagegen schädigt das Rauchen wegen zahlreicher giftiger beziehungsweise krebserregender Verbrennungsprodukte dem Atemtrakt und den Verdauungstrakt. Es kann unter anderem zu chronischen Erkrankungen des Atmungssystems wie der chronischen Bronchitis und bei langjährigem Gebrauch zum Bronchialkarzinom führen. Die im Cannabisrauch enthaltene Teermenge entspricht in etwa der von Tabakrauch. Allerdings wird Cannabisrauch tiefer und länger inhaliert, was die Schadstoffexposition erhöht. Andererseits werden Joints oder Bongs üblicherweise seltener konsumiert als Zigaretten. Letztlich ist bei langjährigen Rauchern von einem erhöhten Risiko für Erkrankungen des Atmungssystems auszugehen, zusätzlich wird das Risiko der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant erhöht. Die Beimischung von Tabak verstärkt diese Risiken.
Mischkonsum mit anderen Drogen
Bei Mischkonsum von Cannabis und Alkohol wird die Alkoholwirkung verstärkt, außerdem kann Übelkeit und Ohnmacht verursacht werden. Die Wirkung von Cannabis wird durch Alkohol überdeckt.
Wie bei allen anderen Kombinationen unterschiedlicher psychoaktiver Substanzen können auch beim Mischkonsum von Cannabis mit anderen illegalen Drogen zum Teil unangenehme und gefährliche Wechselwirkungen auftreten.
Bei Konsum von Cannabis mit Tabak ist es möglich, dass ein zuvor nicht Tabak rauchender Cannabiskonsument eine Nikotinabhängigkeit entwickelt. Außerdem ist ein erhöhtes Atemwegsrisiko gegeben. Nikotin unterdrückt die THC-Wirkung, während THC die Nikotinwirkung steigert.[45]
Siehe auch: Mischkonsum
Auswirkungen der Illegalität
Gesellschaftliche Auswirkungen
Da Cannabis in Deutschland ausschließlich illegal erworben oder angebaut werden kann, ergeben sich in diesem Zusammenhang Auswirkungen auf den Umgang mit der Droge in der Gesellschaft. Durch den Kontakt zum illegalen Markt kommen Cannabiskonsumenten leichter mit härteren illegalen Drogen in Kontakt als Menschen, die ihre Drogen in Supermärkten, Apotheken oder anderen speziellen Geschäften (wie z. B. Coffee Shops in den Niederlanden) erwerben können. Das Bundesverfassungsgericht befand 1994, dass in der wissenschaftlichen Literatur die These von der Einstiegsdroge „überwiegend abgelehnt“ werde. Ebenso kam die Kleiber Studie 1998 zu dem Schluss, dass „die Annahme, Cannabis sei die typische Einstiegsdroge für den Gebrauch harter Drogen wie Heroin, […] nach dem heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand nicht haltbar“ sei. Die größte Gefahr ist jedoch die einer strafrechtlichen Verfolgung mit unter Umständen drastischen Folgen wie Entzug der Fahrerlaubnis und Verlust des Arbeitsplatzes.
Gesundheitliche Auswirkungen
Aufgrund fehlender staatlicher Kontrolle von Cannabis kann Haschisch von Dealern mit anderen Substanzen gestreckt werden. Meist haben die Streckmittel negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Konsumenten. In gestrecktem Haschisch finden sich Henna, Sand oder Öle/Fette; in seltenen Fällen wurden auch giftige Substanzen wie Pentachlorphenol (PCP), Bleisulfid, Altöl oder Schuhcreme nachgewiesen. Die Verdünnung ist verhältnismäßig schwer zu erkennen, da Konsistenz und Geruch durch schwarzmarktbedingt wechselnde Quellen und Herstellungsverfahren variieren.
Auch das Strecken mit feinem Sand oder Talk findet zunehmend Verwendung. Diese Streckmittel sind in der Regel sehr leicht als solche zu erkennen und auch nicht so gefährlich, wie es Beimischungen in Haschisch sein können. Oft wird das wirkstoffreiche Harz der Blüten abgeschüttelt, um daraus Haschisch zu gewinnen, wodurch die Wirkung des Marihuanas bei nahezu unverändertem Gewicht nachlässt. Manchmal werden die abgeschüttelten Blätter und Blüten mit Haarspray besprüht, um dem unerfahrenen Konsumenten Harzkristalle vorzugaukeln.
Im Raum Leipzig kam es im November 2007 zu schweren Bleivergiftungen von Konsumenten durch kontaminiertes Marihuana.[46] Wiederum zu neuen Fällen von Schwermetallvergiftungen aufgrund von Cannabiskonsums kam es Anfang 2009 in Bayern und Baden-Württemberg. In dem mutmaßlich konsumierten Cannabis bzw. im Blut der Konsumenten konnte Quecksilber, Cadmium und Blei nachgewiesen werden.[47]
Mangelnde Qualitätskontrolle
Da es keinen kontrollierten Markt für Cannabisprodukte gibt, stellen sich Probleme bezüglich der Qualität ein. Da die Dealer sich meist selbst aus wechselnden Quellen versorgen, ist nie klar, wie hoch der Wirkstoffgehalt tatsächlich ist. Durch gezielte Züchtungen und Anbaumethoden weichen die Wirkungen teilweise bis um das Fünffache voneinander ab. Außerdem werden Fälschungen oder Streckungen beobachtet, der Konsument geht in solchen Fällen aus Angst vor eigener Verfolgung meist nicht gegen den Dealer vor.
Bei der Streckung von Marihuana findet häufig das Bestäuben mit Wasser Verwendung, um das Gewicht zu erhöhen. Teils werden auch nichtpotentes Faserhanf-Laub (Knaster) oder Gewürze wie Majoran, Brennnesseln oder ähnliches dazugemischt, wenn es sich nicht um eine komplette Fälschung handelt.
Konsum in der Bevölkerung
In Deutschland hatten 2004 unter 12- bis 25-Jährigen 31 Prozent Erfahrungen mit Cannabis (35 Prozent der männlichen und 27 Prozent der weiblichen Befragten). Bezogen auf einen Konsum in den letzten 12 Monaten sind 13 Prozent (17 Prozent der Männer, 10 Prozent der Frauen) aktuelle Konsumenten (Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).
Eine erneute Studie im Jahr 2007 konnte einen Rückgang des Konsums feststellen. Von den 14- bis 17-Jährigen gaben 13 Prozent an Cannabis bereits probiert zu haben, 2004 waren es noch 22 Prozent. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sieht in diesen Zahlen aber noch keine Trendwende.[48]
Im Hinblick auf alle Erwachsenen zwischen 18 und 59 Jahren hatten 2003 in Deutschland 25 Prozent Erfahrungen mit Cannabis (30 Prozent der Männer, 18 Prozent der Frauen), in den letzten 12 Monaten hatten 7 Prozent die Droge konsumiert und in den letzten 30 Tagen 3,4 Prozent (Quelle: IFT, München).
In der Schweiz haben laut dem Bundesamt für Statistik 36 Prozent der männlichen und 24 Prozent der weiblichen 15- bis 24-Jährigen bereits Cannabis konsumiert (2002). 16 Prozent bzw. 7 Prozent gaben an, regelmäßig zu konsumieren.[49]
Cannabis in Jugendkulturen
In der europäischen und amerikanischen Jugendkultur ist Cannabis sehr weit verbreitet; von Beginn der 1990er bis Anfang der 2000er Jahre war ein kontinuierlicher Anstieg im Konsum unter Jugendlichen festzustellen, der aktuell die ‚Höchstwerte‘ aus den frühen 1970er Jahren deutlich übersteigt. Parallel hierzu wurde Cannabis seit den 1990er Jahren in diversen Jugendkulturen thematisiert, vor allem im Hip-Hop und Reggae, zudem auch in Filmen und Literatur. Unter vielen Jugendlichen hat sich dabei eine Beiläufigkeit des Konsums eingestellt. Dem gegenüber war in der Frühzeit des über jugendkulturelle Botschaften propagierten Cannabiskonsums Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre noch ein stärker ritualisierter Konsum zu beobachten. Außerdem hat in den gegenwärtig über Jugendkulturen vermittelten Bildern von Cannabis die in der „Hippiezeit“ noch vordergründige Funktion der Droge als Symbol der Rebellion stark an Wirksamkeit eingebüßt.
Siehe auch
Weblinks
- Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht: Stand der Drogenproblematik in Europa: Cannabis
- Hanf Museum Berlin, eine ständige Ausstellung über die Pflanze
Literatur
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- Dieter Kleiber, Karl A. Kovar Auswirkungen des Cannabiskonsums. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1998, ISBN 3-8047-1555-9
- Lark-Lajon Lizermann: Der Cannabis Anbau. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2004, ISBN 3-03788-134-8
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- Wolfgang Schmidbauer, Jürgen vom Scheidt: Handbuch der Rauschdrogen. Fischer-Taschenbuchverlag, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-596-16277-7
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- Bernhard van Treeck: Das große Cannabis-Lexikon. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-268-7
- Bernd Werse: Cannabis in Jugendkulturen. Archiv der Jugendkulturen, Berlin 2007, ISBN 978-3-940213-40-2
- Lynn Zimmer u. a.: Cannabis-Mythen, Cannabis-Fakten. Eine Analyse der wissenschaftlichen Diskussion. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2004, ISBN 3-03788-120-8
- Steffen Geyer, Georg Wurth: Rauschzeichen – Cannabis: Alles, was man wissen muss. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008, ISBN 978-3-462-03999-3
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Einzelnachweise
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Hanf als Pflanze
Hanf
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Cannabis | ||||||||||||
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Hanf (Cannabis) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Hanfgewächse.
Hanf zählt zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Welt, beide Arten werden vielseitig genutzt: Neben dem Gebrauch als Faserpflanze und Drogenpflanze findet Hanf auch als Heil- und Ölpflanze Verwendung.
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Beschreibung
Hanf ist eine meist diözische, einjährige, krautige Pflanze.
Die Blätter sind handförmig zusammengesetzt (palmat), der Rand ist gesägt. Die Anzahl der Blättchen an einem Blatt schwankt: Die ersten Blattpaare haben gewöhnlich nur ein Blättchen, nachfolgende können bis zu 13 haben (gewöhnlich sieben bis neun, je nach Genetik und Umweltbedingungen). Zur endständigen Blüte hin nimmt die Blättchenzahl wieder bis auf ein Einzelblättchen ab. Die Blätter sind im unteren Bereich vorwiegend gegenständig, weiter oben wechselständig.
Die Blüten des Hanfs sind imperfekt; männliche und weibliche Blüten wachsen in der Regel auf unterschiedlichen Pflanzen,[1] allerdings sind auch monözische Pflanzenexemplare beschrieben.[2] Die männlichen Blüten sind lose in Rispen, die weiblichen in Trauben angeordnet[3]. Unter monözischen Exemplaren kommen die unterschiedlichen Blütentypen manchmal in separaten Blütenständen, manchmal in einem Blütenstand vor.[2]
Alle bekannten Formen des Hanfs sind windbestäubt.[4] Die „Samen“ des Hanfs sind Achänen.[5]
In der Natur ist Hanf diploid, die Chromosomenzahl beträgt 2n=20, in Kultur wurden auch polyploide Pflanzen herangezüchtet.[6]
Inhaltsstoffe
Cannabinoide, Terpenoide und andere flüchtige Substanzen werden von Trichomen, die gehäuft auf den Kelchblättern und Tragblättern weiblicher Pflanzen auftreten, abgegeben.[7]
Verbreitung
Ursprünglich war Hanf vermutlich in Zentralasien beheimatet. Da er durch menschliches Zutun seit Tausenden von Jahren immer weiter verbreitet wurde, lässt sich das natürliche Verbreitungsgebiet jedoch nicht mehr sicher genau eingrenzen. Heute ist Hanf fast weltweit in den gemäßigten bis tropischen Zonen zu finden, sowohl kultiviert als auch verwildert.[8][9]
Systematik
Die Gattung wurde ursprünglich anhand von Cannabis sativa (Wilder Hanf) als monotypische Gattung von Carl von Linne 1753 erstbeschrieben. Lamarck teilte dann 1785 die indische Sippe anhand morphologischer Merkmale und der berauschenden Fähigkeit als Cannabis indica ab und der russische Botaniker Dmitrij E. Janischewsky erstbeschrieb 1926 Cannabis ruderalis. Im 20. Jahrhundert war die Systematik der Gattung jedoch weitgehend umstritten, neben dem Modell dreier eigenständiger Arten fassten einige Autoren die drei Sippen sämtlich als Unterarten von Cannabis sativa auf, vereinzelt wurden auch noch weitere Arten beschrieben, die sich allerdings meist nicht durchsetzten.
2003 verfasste der Amerikaner Karl W. Hillig eine ausführliche genetische Untersuchung anhand von 157 Populationen weltweit,[10] die den Artrang von Cannabis sativa und Cannabis indica bestätigte. Die Eigenständigkeit von Cannabis ruderalis konnte jedoch nicht sicher nachgewiesen werden, eine spätere Arbeit zur Chemotaxonomie der Gattung[11] bestätigte diese Ergebnisse und verengte den Umfang der Gattung auf zwei Arten:
- Hanf(Cannabis sativa)L.
- Kultur-Hanf Cannabis sativa var. sativa
- Wild-Hanf Cannabis sativa var. spontanea Vav.
- Indischer Hanf (Cannabis indica) Lam.
Geschichte
Frühgeschichte und Antike
Hanf (Cannabis sativa L.) wurde in China schon seit langem genutzt. Ma, wie die Chinesen den Hanf nannten, lieferte ihnen nicht nur wohlschmeckende und nahrhafte Samen, auch die Stängel mit ihren besonders langen und nahezu unverwüstlichen Fasern wusste man schon früh zu schätzen. Bereits im Shen nung pen Ts’ao king, einem vermutlich ungefähr zu Beginn unserer Zeitrechnung verfassten chinesischen medizinischen Text, beschreibt der Autor, wie Hanf als Heilmittel gegen Malaria, Rheuma und viele andere Unpässlichkeiten eingesetzt werden kann.
Über Indien und die antiken Hochkulturen im heutigen Irak trat der Hanf seinen Weg um die Welt an. In Europa sind die ältesten Funde ca. 5.500 Jahre alt und stammen aus dem Raum Eisenberg (Deutschland). Ursprünglich stammt Cannabis wahrscheinlich aus Kasachstan.[12] Aus der Gegend des heutigen Litauen stammen Funde von Hanfsamen ca. 2500 v. Chr. und eines Hanffadens ca. 2300 v. Chr. Die alten Griechen und ihre ägyptischen Nachbarn kleideten sich oft mit Hanf – Kleidung aus Hanfgewebe wird von Herodot (450 v. Chr.) erwähnt. Hanf und Flachs waren lange Zeit die wichtigsten Faserpflanzen Europas. Plinius der Ältere schreibt, dass Hanf Schmerzen lindere, und Pedanios Dioscurides berichtet von der Wirksamkeit des Saftes der Hanfsamen gegen Ohrenschmerzen. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit wurden aus Hanf Mittel zur Linderung von Wehenkrämpfen und nachgeburtlichen Schmerzsymptomen gewonnen.
Mittelalter und Neuzeit
Hanf blieb auch nach der Antike in Europa eine wichtige Nutzpflanze. Kaiser Karl der Große erwähnte 812 im Kapitel LXII seiner Landgüterverordnung Capitulare de villis vel curtis imperii den Hanf (canava), wenngleich er ihn auch nicht in der Liste der als verpflichtend anzubauenden Pflanzen aufnahm.
Viele mittelalterliche Waffen wie etwa der Langbogen, dessen Sehnen aus Hanf bestanden, wären ohne die robuste und widerstandsfähige Hanffaser, die enorme Zugkräfte aushält, nicht anzufertigen gewesen.
Über Spanien fand im 13. Jahrhundert eine weitere Anwendung der Hanffaser ihren Weg nach Europa – die Papierherstellung. Da die Papierherstellung aus Holz damals noch nicht beherrscht wurde, war Hanf neben Lumpen, die selbst oft aus Hanf bestanden, der wichtigste Rohstoff für die Papierproduktion. So entstand in Nürnberg 1290 eine erste Papiermühle auf deutschem Boden. Gutenberg druckte 1455 seine berühmte Gutenberg-Bibel auf Hanfpapier, ebenso wie die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776. Der erste amerikanische Präsident George Washington baute selbst im großen Stil Hanf an.
Hanfseile und Segeltuch aus Hanf waren in der Schifffahrt wichtig, da die Faser sehr widerstandsfähig gegenüber Salzwasser ist und weniger Wasser aufnimmt als beispielsweise Baumwolle – Baumwollsegel würden bei Regen derartig schwer, dass die Masten brechen könnten. Auch Flachsleinen war ein schlechter Ersatz, da es bei Kontakt mit Wasser anders als Leinwand aus Hanf binnen weniger Monate verrottet. Venedig erreichte seine Vormachtstellung als bedeutendes Handelszentrum im Mittelalter unter anderem durch die hohe Qualität der Seilerei. In Südwestdeutschland ging der Hanfanbau mit dem Aufkommen des für die Bauern rentableren Tabakanbaus sowie mit der Einfuhr von Sisalfasern zurück und kam bis zum Ersten Weltkrieg bis auf wenige Ausnahmen praktisch zum Erliegen.
Moderne und Gegenwart
In der Mitte des 20. Jahrhunderts verdrängten Kunstfasern besonders des Herstellers Du Pont den Hanf auch aus der Bekleidungsherstellung, unterstützt von der Anti-Cannabis Kampagne von Harry J. Anslinger. Ausnahmen bildeten hier die „Hemp for Victory“-Kampagne des US-Militärs, das dringend den Rohstoff Hanf für die Rüstung brauchte,[13] sowie die Landwirtschaftspolitik im nationalsozialistischen Deutschland, die den Anbau von Hanf als Nachwachsenden Rohstoff vor Kriegsbeginn in wenigen Jahren vervierfachte.[14]
Der landwirtschaftliche Anbau von Hanf hat seit seiner „Wiedergeburt“ Anfang der 1990er Jahre kontinuierlich zugenommen. Trotzdem liegt die Produktion in Europa weit hinter der Nachfrage zurück.
Dank seiner Eigenschaften konnte Hanf in vielen Bereichen der Wirtschaft wieder Fuß fassen. Er eignet sich zum Hausbau ebenso wie als Basis für Farben, Lacke, Waschmittel und vieles mehr. Die Hanffaser ist der Baumwollfaser in vielerlei Hinsicht überlegen und auch für die Herstellung bestimmter Papiere geeignet.
Hanferzeugnisse zeigen eine sehr gute Widerstandsfähigkeit gegen Verschleiß, so dass die Fasern oft recycelt werden können und auch frühe, geschichtliche Druckerzeugnisse eine gute Haltbarkeit aufweisen.
In der Pflanzenzüchtung wird Hanf als Parzellenisolation von Zuchtgärten genutzt, in denen mit Windbestäubern wie Beta-Rüben gearbeitet wird.
Hanfsamen finden auch als Futtermittel Verwendung. Sie kommen vor allem in Vogelfuttermischungen und Kornfuttermischungen für Nagetiere (häufig für Meerschweinchen und Kaninchen) vor. Sie haben wie alle Sämereien einen hohen Fettgehalt und sorgen daher gerade bei Jungtieren für schnelles Wachstum.
Verwendung
Nutzhanf
- Siehe Hauptartikel: Nutzhanf
Kultur-Hanf ist als Nutzpflanze erstmals um 2800 v. Chr. in China in Gebrauch gekommen, das älteste erhaltene Hanfprodukt ist ein Textilfragment aus einem Grab der Chou-Dynastie (1122 bis 249 v. Chr.). Ebenfalls in China ist eine erste Verwendung für Hanf-Papier (die erste bekannte Verwendung von Papier überhaupt) zwischen 140 und 87 v. Chr. belegt.
Von der Antike bis tief ins 20. Jahrhundert war Hanf ein anerkannter und unentbehrlicher Rohstoff zur Herstellung einer Vielzahl von Gegenständen, darunter Kleidung, Taue und Takelagen für Schiffe und Papier.
In den Jahren nach 1985 kam es zu einem regelrechten Hanf-Boom, der den Anwendungen der Nutzpflanze immensen Vortrieb einbrachte. Im Zuge dieser Hanfwelle entstanden in aller Welt Strukturen, die sich für eine Normalisierung der gesetzlichen Lage oder schlicht eine vollständige Legalisierung einsetzten. Das weltweit wachsende Engagement und der damit wachsende politische Druck führten dazu, dass man sich auf europäischer Ebene mit Hanfanbau beschäftigte und heute (2008) 14 Nutzhanf-Sorten in der EU zum Anbau erlaubt sind.
Hanf ist als nachwachsender Rohstoff wegen seiner problemlosen Zucht und vollständigen Nutzbarkeit beliebt. Es werden keinerlei Herbizide benötigt, weil die Pflanzen bereits nach wenigen Tagen den Boden vollständig beschatten, sodass kein Unkraut mehr Licht findet. Außerdem ist er äußerst schädlingsresistent und pflegeleicht. Hanf produziert mehr Biomasse als jede andere heimische Nutzpflanze. In der Wirtschaft ist Hanf äußerst vielseitig einsetzbar und wird wegen seiner hohen Haltbarkeit, Umweltverträglichkeit und niedrigen Energiebilanz geschätzt.
Medizinalhanf
Als Medizinalhanf kommen beide Arten zur Verwendung, Kultur-Hanf wird jedoch nur vereinzelt in Form von Hanföl und Ätherischem Hanföl eingesetzt, die auch eine Heilwirkung haben.
Im Fall des therapeutischen Einsatzes von Cannabinoiden wird auf den mit 0,6 bis 1,0 % THC-Gehalt deutlich gehaltvolleren Indischen Hanf gesetzt. Seit der Mitte der 1970er Jahre wurde in den USA am Einsatz von THC gegen einige Nebenwirkungen von Chemotherapien bei Krebs (Übelkeit, Erbrechen, mangelnder Appetit, Depressionen) sowie gegen Grünen Star geforscht. Die Ergebnisse mündeten im September 1980 in der Einstufung von THC als klinisch brauchbarem Medikament und einer Vertriebserlaubnis als Heilmittel in 27 Bundesstaaten (1986), beliefert wurden die Patienten mit Produkten von staatlich kontrollierten Feldern der Universität von Mississippi.[15]
Anbau
Die Wurzeln des Hanfs können bei entsprechenden Bodenverhältnissen (auf Braunerde, deren Humushorizont jedoch durch einen feinerdereichen Horizont unterlagert ist) bis zu 140 cm in den Boden eindringen – das ist wesentlich tiefer als bei vergleichbaren Nutzpflanzen. Aus diesem Grund wurde Hanf früher häufig auf ausgelaugten, verhärteten Böden gepflanzt, um den Boden zu lockern und gegebenenfalls für den späteren Anbau anspruchsvollerer Pflanzen wie etwa Getreide vorzubereiten. Hanf wurde ebenfalls in versteppten Gebieten verwendet, um den Boden nicht nur zu lockern, sondern zugleich zu beschatten. Erst wenn der Boden gebessert war, wurden andere Nutzpflanzen gesät.
Züchtung
Hanf ist eine zweihäusige (diözische) Pflanze, das heißt die beiden Geschlechter kommen getrennt vor. Das bringt Probleme mit der Fasererzeugung mit sich, weil die männlichen Pflanzen früher erntereif werden als die weiblichen. An sich sterben die männlichen Exemplare weit früher als die weiblichen ab, was in einem ersten Arbeitsgang die Ernte der männlichen Pflanzen erforderte. Auch für eine maschinelle Ernte hätte es erhebliche Schwierigkeiten gegeben. Deshalb züchtete man einhäusigen (monözischen) Hanf. Der Vorteil liegt vor allem in der gleichmäßigen Abreifung aller Pflanzen eines Bestandes. Allerdings sind einhäusige Sorten den zweihäusigen ertragsmäßig klar unterlegen.
Die männliche Pflanze des Hanfs heißt Femel. Der Femel reift früher und ist von schwächerem Wuchs als die weibliche Pflanze. Beides galt lange Zeit als Indiz für die weibliche Geschlechtlichkeit, worauf die Wortherkunft von der lateinischen Bezeichnung Femella für Weibchen hindeutet.
Das Femeln oder Fimmeln ist das selektive Ernten der reifen Femel. Es verschafft den weiblichen Pflanzen mit ihrer längeren Reifezeit mehr Raum und vereinfacht ihre Ernte bei ohnehin bis dato nicht ausgereifter Erntetechnik. Auch aus diesem Grunde ist die Doppelernte selbst unwirtschaftlich, weshalb bevorzugt einhäusiger Hanf angebaut wird.
Ein weiteres Zuchtziel war die Erzeugung von Sorten, die einen gegen Null gehenden THC-Gehalt aufwiesen. Zur Rauscherzeugung sind aktuelle Sorten deshalb nicht mehr geeignet.
In der Sortenliste der EU waren Ende 2000 nur noch monözische Sorten mit einem Gehalt von weniger als 0,2 % THC aufgelistet [16].
Literatur
- Lark-Lajon Lizermann: Der Cannabis-Anbau: Alles über Botanik, Anbau, Vermehrung, Weiterverarbeitung und medizinische Anwendung sowie THC-Messverfahren. Nachtschatten Verlag, 2004, ISBN 3037881348.
- Niesink et al.: THC-concentraties in wiet, nederwiet en hasj in Nederlandse coffeeshops. 2003–2004, Uitgave Trimbos-instituut, Utrecht 2004
- L. A. King et al.: An overview of cannabis potency in Europe. In: EMCDDA Insights 6. European Monitoring Centre for Drugs and Drugs Addiction, Lissabon/Luxemburg 2004
- Bernhard van Treeck: Das große Cannabis-Lexikon – Alles über die Nutzpflanze Hanf. Lexikon-Imprint-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-89602-268-7.
- Bernhard van Treeck: Drogen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2003, ISBN 3-89602-420-5.
- Bócsa, Karus, Lohmeyer: Der Hanfanbau – Botanik, Sorten, Anbau und Ernte, Märkte und Produktlinien. Landwirtschaftsverlag, 2000, ISBN 3-7843-3066-5.
- Ronald Rippchen, Hainer Hai: Hanf Hand Buch. Grüne Kraft Verlag, Lörbach 1994 (?), ISBN 3-925817-73-5.
- Hans Georg Behr: Von Hanf ist die Rede. rowohlt, Nachdrucke erschienen beim 2001 Verlag, ca. 1985, vergriffen (antiquarisch erhältlich), ISBN 3-861500-93-0.
- Robert Connell Clarke: Hanf, Botanik, Anbau, Vermehrung, Züchtung. AT Verlag, Aarau 1997, ISBN 3-85502-573-8.
- Jack Herer, Mathias Bröckers: Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf. Heyne Verlag, 1996, ISBN 3-453-11566-X.
- Robert Connell Clarke, Jorge Cervantes: Marihuana drinnen, Alles über den Anbau im Haus. Solothurn Nachtschatten-Verlag, 2003, ISBN 3-907080-92-0.
- Kathrin Gebhardt: Backen mit Hanf. AT-Verlag, 1997, ISBN 3-855026-11-4.
- Robert A. Nelson: Hemp Husbandry. 1997, ISBN 0-913073-00-8.
- Hans-Bernd Hartmann: Rahmenbedingungen des Hanfanbaus 2005, Landwirtschaftskammer NRW, Zentrum für nachwachsende Rohstoffe, Hanftag, Münster 2005
- Mahmoud E. A. El-Ghany: Molekulargenetische Diversität einer monözischen und einer diözischen Hanfsorte und Analyse des Fasergehaltes von verschiedenen Hanfformen (Cannabis sativa L.). Dissertation, Martin Luther Universität, Halle 2002
- Johannes Seidemann: Cannabis – eine alte Nutzpflanze mit Zukunft? Naturwissenschaftliche Rundschau 61(1), S. 5 – 11 (2008), ISSN 0028-1050
Siehe auch
Portal: Drogen/Cannabis – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Drogen/Cannabis
Quellen
- ↑ S. Lebel-Hardenack, S. R. Grant: Genetics of sex determination in flowering plants. In: Trends in Plant Science 2 (4), 1997,S. 130–136
- ↑ a b V. M. Cristiana Moliterni, L. Cattivelli, P. Ranalli, G. Mandolino: The sexual differentiation of Cannabis sativa L.: A morphological and molecular study. In: Euphytica 140, (1-2), 2005, S. 95–106. Gelesen am 25. Februar 2007
- ↑ R. J. Bouquet: Cannabis. In: United Nations Office on Drugs and Crime, 1950. Gelesen am 23. Februar 2007
- ↑ Robert C. Clarke: Marijuana Botany. 2. Auflage. Ronin Publishing, California 1991, ISBN 0-914171-78-X.
- ↑ E. Small: Morphological variation of achenes of Cannabis. In: Canadian Journal of Botany 53 (10), 1975, S. 978–987
- ↑ E. Small: Interfertility and chromosomal uniformity in Cannabis. In: Canadian Journal of Botany 50 (9), 1972, S. 1947–1949
- ↑ Paul G. Mahlberg, Eun Soo Kim: THC (tetrahyrdocannabinol) accumulation in glands of Cannabis (Cannabaceae). In: The Hemp Report 3 (17), 2001. Gelesen am 23. Februar 2007
- ↑ Zhengyi Wu, Zhe-Kun Zhou, Bruce Bartholomew: Cannabaceae. In: Flora Of China, Bd. 5, S. 75 Online
- ↑ Ernest Small: Cannabaceae. In: Flora Of North America, Bd. 3, Online
- ↑ Karl W. Hillig: Genetic evidence for speciation in Cannabis (Cannabaceae). In: Genetic Resources and Crop Evolution 52, 2005, S. 161–180
- ↑ Karl W. Hillig, Paul G. Mahlberg: A chemotaxonomic analysis of cannabinoid variation in Cannabis (Cannabaceae). In: American Journal of Botany, 91, 2004, S. 966–975
- ↑ BBC Exklusiv – Die Wahrheit über Cannabis auf VOX vom 27. Mai 2009
- ↑ Barbara Ann Chobocky, Michael Cordell: Hanf – Das Milliarden-Dollar-Kraut. Dokumentation, en. DVD: ISBN 1594583218, dt. online-version bei google Zeitstempel: (0:39)-(0:44)
- ↑ die Anbaufläche stieg um 300 %, vgl. den Abschnitt Einbindung der Landwirtschaft in den Vierjahresplan
- ↑ Hainer Hai: Das definitive deutsche Hanfhandbuch. 1986, S. 87–88, ISBN 3922708730.
- ↑ EG-Verordnung Nr. 2860/2000 der Kommission vom 27. Dezember 2000
Weblinks
- Deutscher Hanf Verband: „Warum Hanf? Über die ökologischen und ökonomischen Möglichkeiten des Biorohstoffs Hanf“
- „Cannabis potency in Europe“ ‚Addiction‘ (Juli 2005) (englisch)
- Hanf als wirtschaftlich bedeutendstes Agrarprodukt in den USA
- Hanf Museum Berlin
- Barbara A. Chobocky: Hanf – Das Milliarden-Dollar-Kraut. Dokumentation zu Geschichte, Eigenschaften und Verwendung von Hanf googleVideo
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Was ist Cannabis bzw. Hanf eigentlich?
Wenn wir von Hanf, Cannabis, Marijuana oder auch Gras sprechen, muss erst einmal gesagt werden: Ja, das bezeichnet alles das selbe Kraut: „Hanf“ auf Deutsch, „Cannabis“ ist der wissenschaftliche lateinische Begriff, der Ausdruck „Marijuana“ oder „Marihuana“ kommt aus dem spanisch-mexikanischen Raum, und „Gras“ ist ein umgangssprachlicher Begriff im Deutschen für rauchbare, getrocknete Hanfblüten – wie „Weed“ (= „Kraut“) auf Englisch und „Trawę“ (= „Gras“) auf Polnisch.
Aber das sind nur die gebräuchlichsten Bezeichnungen und erklärt noch nicht viel. Um wirklich in die Materie einzusteigen, müssen wir zunächst die verschiedenen Aspekte des Hanfes betrachten: Hanf als Pflanze, Hanf als Medizin, Hanf als Genussmittel, Hanf als Rohstoff und Hanf als Nahrungsmittel.
Dazu bieten wir hier eine Reihe weiterer Texte mit vielen Fakten und Argumenten für die Legalisierung. Jetzt heißt es einfach mal: Entspannt zurücklehnen und lesen, bis auch du wirklich Bescheid weißt und ein überzeugter Legalisierer geworden bist!