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Kommentar zur Hanfparade aus dem Neuen Deutschland vom 16. August 2004

Scheinmoral

Zu einer Weltstadt gehört auch toleranter Umgang. Nicht nur miteinander, sondern auch mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten. Wer trinkt, wird in Berlin toleriert, wer Tabak raucht, gehört gar zu den Fasthelden, die heutzutage unter die modische Phrase »Hej, echt cool Alter« fallen. Wer so genannte weiche Drogen konsumiert, der lebt auf einem anderen Stern. Dem drohen Polizei und andere Verfolger. Die Hanfparade zeigte am Wochenende während ihres Zuges vom Roten Rathaus nach Kreuzberg auf die Scheinmoral der Gesellschaft. Die Flasche Schnaps, der Karton Wein sind so billig, dass man sich damit größere Räusche anschaffen kann als mit verfolgten Drogen. Selbst Todesräusche.

Natürlich existiert weder in der Bundesregierung noch im Bundestag eine Mehrheit für das Legalisieren von Drogen, wenigstens der so genannten weichen. Allerdings besitzen die Länder Möglichkeiten, die Plage zu erleichtern. In Brandenburg versuchte ein einzelner Richter, die Drogenpolitik per Gericht zu ändern. Die Folge: die Politik drohte ihm mit Entlassung. Dank eines Ministers ist Schleswig-Holstein das liberalste Drogenland. Dort sind wenigstens 30 Gramm Cannabis als persönlicher Besitz erlaubt. Schleswig-Holstein hat weder von der Anlage noch vom Ehrgeiz das Zeug, als Weltmetropole zu gelten. Dafür gibt man sich im hohen Norden toleranter.

PS: Der Autor gehört zu den Nichtkiffern.

Wolfgang Rex