Presseecho Hanfparade2005: Artikel des Neuen Deutschland

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"Wir sind das Hanf" - Keine Mauer für Marihuana

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800 Teilnehmer zählte die drogenpolitische Parade vom Neptunbrunnen zur Gleimstraße

Von Ina Beyer

Schon zum neunten Mal zog die Hanfparade am Sonnabend durch Berlin. Die Organisatoren und etwa 800 Teilnehmener eint der Wunsch nach der Entkriminalisierung der Hanfpflanze. Als Rohstoff, Medizin und Genussmittel wird sie von den Befürwortern geschätzt.

Am Neptunbrunnen schallte ab 12 Uhr Reggaemusik aus Lautsprecherwagen. Das sorgte bei dem jungen Publikum trotz Regenschauern und Wolkendecke für gute Laune. Nach einer einstündigen Auftaktkundgebung mit Reden zur aktuellen Drogenpolitik setzte sich der Zug gegen 13 Uhr in Bewegung. Allen voraus verkündete das schwarze Fronttransparent das Motto: "Wir sind das Hanf". Zwischen "das" und "Hanf" las man noch das durchgestrichene "Volk". Noch immer seien viele Mauern zu beseitigen, erklärten die Veranstalter.

Die Hanfparade zog über den Hackeschen Markt, über Rosenthaler und Brunnenstraße zu einer Zwischenkundgebung auf dem Zionskirchplatz. Die ansonsten eher verhaltene Parade gewann dort kurzfristig Schwung, als einige Teilnehmer begannen, "Super-skunk macht nicht krank" zu skandieren. "Superskunk" ist eine der bekanntesten Marihuanasorten. Die Rufer wissen Bescheid: entgegen der vorherrschenden Meinung macht Marihuana nach Ansicht von Experten - anders als Alkohol oder Zigaretten - nicht abhängig.

In vergangenen Jahren mündete die Hanfparade traditionell in eine große Abschlusskundgebung mit Bühnenprogramm, Speakers Corner und Informationen rund um das Thema Hanf. In diesem Jahr machte das Amt für Natur und Umwelt des Bezirkes Pankow den OrganisatorInnen einen Strich durch die Rechnung. Mit der Begründung, die Parade könnte "Anlagenbesucher gefährden oder unzumutbar stören" hatte es die Veranstaltung verboten. Mit einer kurzen Abschlusskundgebung endete die Parade deshalb entgegen der Vorstellungen der OrganisatorInnen gegen 16.30 vor dem Nord- eingang des Mauerparks in der Gleimstraße.

Neues Deutschland vom 15.August 2005