Paradewagen auf der Hanfparade 2002 - PKW mit rauchendem Riesenjoint auf dem Dach

Warum ich einen Paradewagen auf der Hanfparade organisiere

Paradewagen auf der Hanfparade 2002 - PKW mit rauchendem Riesenjoint auf dem Dach

Als mein neuer Mitbewohner mir letztes Jahr erzählte, dass wir unbedingt zusammen auf die Hanfparade gehen müssten, habe ich zunächst einmal gelacht. Er sagte mir, dass er schon immer auf die Hanfparade gehen wollte und jetzt wo wir in Berlin wohnen würden, müssten wir unbedingt zusammen dahin gehen. Ich hörte zum ersten mal von dieser friedlichen Demonstration, aber da ich schon seit Jahren kiffe, habe ich zugesagt.

Da ich selbst direkt von der niederländischen Grenze stamme und mein Mitbewohner aus Bayern kommt, sind unsere Erfahrung bezüglich Cannabis und auch der Umgang der Polizei gegenüber Konsumenten von Grund auf verschieden. Vom Haus meiner Eltern aus ist man in 30 Minuten mit dem Auto am nächsten niederländischen Coffeeshop und immer wenn ich zuhause zu Besuch bin, fahre ich rüber, kaufe in Ruhe unterschiedlichste Grassorten mit den verschiedensten, lustigen, sympathischsten Namen, und da ich eine nette junge Frau mit Aachener Kennzeichen bin, hatte ich noch nie Probleme mit der Polizei. Ich bin heute 26 Jahre alt, habe in Thüringen studiert und lebe seit Mai in Berlin.

Paradewagen auf der Hanfparade 1999 - Bunt dekorierter Klein-LKW

Ich habe das erste Mal gekifft als ich 13 war. Gekauft habe ich das Gras damals von einem befreundeten Mitschüler. Im Gegensatz zum ersten gekauften Alkohol musste ich mir beim Gras keine Gedanken machen, wo ich es kaufen konnte, es kam direkt zu mir. Wir standen auf dem Schulhof, Philipp fragte, „wer will Gras“, ich sagte, „ich“, bezahlte 10 Mark und ich hatte mein Gras. Viel aufwendiger ist es für mich seither nicht gewesen, an Marihuana zu kommen. Vor allem in Berlin hätte ich keinen Tag ohne Gras leben müssen. Und weil es für mich selbst lange Zeit so leicht war und ich mich nie wirklich kriminalisiert gefühlt habe, sah ich es nicht wirklich als notwendig an, mich diesbezüglich zu engagieren. Oder besser gesagt, ich sah es zwar als notwendig an, aber ich war einfach zu bequem. Zum einen machten das doch schon genug andere seit Jahren, zum anderen raucht eh jeder soviel wie er will. Allen voran, ich. Warum war es da überhaupt noch notwendig aktiv zu werden?

Paradewagen auf der Hanfparade 1997 - Kunterbunter Doppeldecker-Bus

Lange Zeit habe ich mich gefragt, wie es sein kann, dass wir im Jahre 2014 über ein Thema diskutieren müssen, dessen Urteil längst gefällt ist. Ein Großteil aller Strafrechtsprofessoren hat sich vereint, um eine Petition zur Legalisierung zu erstellen, die Großstädte Deutschlands stellen Anträge auf Coffeeshops, Georg Wurth gewinnt die Millionärswahl, wir alle kennen und befürworten die Argumente. Wie kann es da sein, dass wir heute immer noch darüber diskutieren müssen, Cannabis zu legalisieren? Wir wissen, die Cannabisprohibition ist gescheitert. Sie ist absurd, nachgewiesenermaßen schädlich und viel zu teuer. Es grenzt doch an Irrsinn, dass man sogar in den USA inzwischen völlig legal Cannabis verkauft und unsere Regierung sich vollkommen ignorant gegen die Bedürfnisse und Wahrnehmung des eigenen Volkes stellt. Die Niederlande zeigen seit Jahren, dass eine andere Cannabispolitik möglich ist und es ist längst überfällig, dass auch in diesem Land eine Überarbeitung der Politik stattfindet.

Paradewagen auf der Hanfparade 1998 - VW-Bus mit Live-Band auf dem Dach

Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass es an mir liegt, dass wir heute tatsächlich immer noch diese Diskussion führen müssen, denn ich habe bis jetzt einfach viel zu wenig getan. Und es ist notwendig, dass weiterhin etwas getan wird, bis der Wahnsinn ein Ende hat.

Und so kamen wir letztendlich auf die Idee, unseren eigenen Paradewagen zu organisieren.

Paradewagen auf der Hanfparade 2002 - Ein PKW Typ Citroën 2CV4 (Ente) mit Hanfblattdeko

Denn als wir letztes Jahr die ersten gemeinsamen Schritte gegangen waren, beeindruckt und überrascht, wie viele Menschen sich in einer Zeit von Politikverdrossenheit und Onlineaktivismus versammelten und die Notwendigkeit einer Demonstration erkannten, hatte ich Blut geleckt. Ich begann, von unserem eigenen Wagen zu träumen und was ich sonst noch alles tun könnte, um die Leute von der guten Sache zu überzeugen.

All das, und weil mitmachen immer spaßiger ist als zuschauen, sind die Gründe, warum ich dieses Jahr einen Paradewagen auf der Hanfparade organisiere. Damit wir hoffentlich bald und in naher Zukunft auch in Deutschland endlich legal Cannabis konsumieren können. – Alex

Wer auch Gefallen an der Idee findet, einen Paradewagen zu organisieren, findet weitere hilfreiche Informationen auf der Seite Mit einem eigenen Paradewagen teilnehmen auf der Hanfparade!

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